In ihrem gemütlich eingerichteten Zimmer im Kursana Domizil Bremen findet Bewohnerin Wilma Zillmer (96) bei ihren geliebten Handarbeiten Freude und innere Ruhe. ©Kursana

 
07.02.2020

Häkeln und Stricken als Lebenselixier

Mit 96 Jahren beschäftigt sich Wilma Zillmer aus dem Kursana Domizil Bremen täglich mehrere Stunden mit ihren filigranen Handarbeiten.

Die Pullis, Strümpfe, Häkeldecken und Stickbilder, die Wilma Zillmer in ihrem langen Leben selbst gefertigt hat, kann sie längst nicht mehr zählen. Auch mit 96 Jahren ist die Bremerin täglich mehrere Stunden mit ihren filigranen Handarbeiten beschäftigt. Derzeit strickt die Bewohnerin im Kursana Domizil Bremen mehrfarbige Socken mit dem Nadelspiel, für die sie das anspruchsvolle Muster im Kopf hat. Parallel häkelt sie mit dünner Nadel einen Spitzenrand um eine Tischdecke. Nur beim Blick auf die Häkelvorlage greift die alte Dame zu einer Brille. „Sie glauben gar nicht, wie sehr mich das Handarbeiten beruhigt“, sagt Wilma Zillmer. „Das Stricken und Häkeln lenkt mich ab und gibt mir Kraft. Damit habe ich schon manche schwere Zeit in meinem Leben bewältigt.“

Tochter Marianne Hallmann (72) kann sich gut daran erinnern, dass sie und ihr Bruder bereits als Kinder mit Pullis und Wollhosen bestrickt worden sind. Außerdem nähte die Mutter für die Kinder kleine bunte Spielanzüge. „Ich kenne meine Mutter gar nicht anders, als dass sie mit ihren Händen einer kreativen Tätigkeit nachgeht“, sagt sie. „Wenn sie nach einer Krankheit wieder zu den Stricknadeln griff, hat die ganze Familie aufgeatmet. Dann wussten wir: Jetzt geht es wieder aufwärts.“

Als Wilma Zillmers Mann 2002 nach 55 gemeinsamen Ehejahren starb, gab ihr das Hobby Halt. Auch nach dem Tod ihres Sohnes fünf Jahre später fand sie mit Hilfe ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung zurück ins Leben. Als sie im vergangenen Jahr nach einem Beckenbruch die eigene Wohnung in Bremen-Aumund aufgeben musste und in die nahe gelegene Senioreneinrichtung umsiedelte, verließ Wilma Zillmer anfangs die Freude am Handarbeiten. „Das war schwer“, sagt sie leise. „Aber der Zusammenhalt in der Familie hat mir wieder Lebensmut gegeben. Ich habe guten Kontakt zu den drei Enkeln und freue mich über meine fünf Urenkel. Meine Tochter kommt mich jeden Tag besuchen. Eines Tages hat sie Wolle mitgebracht und gesagt `Komm Mutti, fang wieder an zu stricken´.“

Mittlerweile besucht Wilma Zillmer dreimal wöchentlich den Gymnastikkurs im Haus, nimmt an den Spielerunden teil und ist bei allen Festen und Musiknachmittagen im Domizil dabei. Doch genauso wichtig wie die Geselligkeit ist ihr das tägliche Handarbeiten in ihrem gemütlich eingerichteten Zimmer, dessen Wände mehrere eigene Stickbilder schmücken. Unermüdlich klapperten in diesem Winter dort die Stricknadeln. Neun wunderschön gemusterte Paar Strümpfe hat Wilma Zillmer zum Weihnachtsfest an ihre Lieben verschenkt. 

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