Hedwig Buchholz (104) ist eine von zwei hochbetagten Bewohnerinnen aus dem Kursana Domizil Bremen, die in der Ausstellung der hundertjährigen Bremer zu sehen sein wird. ©Fritz Haase

 
19.07.2019

„Schau der späten Lebensfreude“

Zwei 104-jährige Bewohnerinnen aus dem Kursana Domizil Bremen wirkten an einem Kunstprojekt mit, für das hochbetagte Bürger der Stadt porträtiert werden.

Einen Tag lang im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, haben Hedwig Buchholz und Ida Kruse sehr genossen. Die beiden 104-jährigen Bewohnerinnen aus dem Kursana Domizil Bremen standen für ein Projekt über hochbetagte Bürger der Stadt vor der Kamera des renommierten Bremer Fotografen Fritz Haase, der berührende Porträts der beiden Seniorinnen anfertigte. Die Illustratorin Sibylle Haase-Knels schuf anhand eigener Fotografien Zeichnungen, die die Seniorinnen auf besondere Weise charakterisieren. Öffentlich präsentiert werden die Fotografien von Fritz Haase und die Zeichnungen von Sibylle Haase-Knels erstmals am 13. November im evangelischen Informationszentrum des St. Petri Doms.

„Frau Buchholz und Frau Kruse achten bis heute auf ihr Äußeres“, erzählt Elisabeth Broich, Leiterin der sozialen Betreuung in der Senioreneinrichtung. „Beide nehmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer noch am Leben im Haus teil. Die Komplimente, die sie an diesem Tag bekamen, haben beiden sichtlich gut getan.“

Hedwig Buchholz stimmte sogar ein Lied an, als Fritz Haase sie zusammen mit dem Hund der Ergotherapeutin ablichtete.  Die Schneiderin übte ihren Beruf bis zum 70.Lebensjahr mit großer Leidenschaft aus und lebte bis 2007 eigenständig in Vegesack. Ihre Mitbewohnerin Ida Kruse schwärmt bis heute von ihren Aktivitäten im Vegesacker Turnverein. Bewegung ist ihr Lebenselixier:  Ida Kruse, die bis zu ihrem 95. Lebensjahr in der eigenen Wohnung in Blumenthal lebte, nimmt auch im Rollstuhl an den Gymnastikrunden im Haus teil und hat dort mit ihrem trockenen Humor oftmals die Lacher auf ihrer Seite. Von Fritz Haase ließ sie sich bei Fingerfertigkeitsübungen mit einem Spiel ablichten.

Das Atelier Haase & Knels hat sich unter anderem durch zahlreiche Ausstellungsplakate für die Bundeskunsthalle, fast 120 Briefmarkenmotive und Produktkataloge von Fernseh-Herstellern wie Nordmende einen Namen gemacht. Unzählige Projekte sind in den vergangenen 50 Jahren entstanden, viele wurden international ausgezeichnet. Für das Fotoprojekt „100 Lebensjahre“ engagieren sich Fritz Haase und Sibylle Haase-Knels ehrenamtlich. Dem Fotografen geht es darum, die hochbetagten Menschen mit Würde und so natürlich wie möglich zu zeigen. Seine Bilder kommen ohne Weichzeichner und große Retusche aus. Da die Modelle bei den langen Porträtsitzungen schnell ermüden, charakterisiert Sibylle Haase-Knels ihre Persönlichkeiten anhand eigener Fotos und verdichtet sie in ihren Zeichnungen.

Angela Bauriedl, Initiatorin des Projektes, liegt am Herzen, dass die Betrachter „dem Alter ins Auge blicken können“. Inspiriert wurde die Veranstaltungsmanagerin der DKV-Residenz in der Contrescarpe in ihrem Urlaub auf Sardinien, wo die hundertjährigen Insulaner mit Porträts im öffentlichen Raum geehrt werden.  

„Im Gegensatz zu Deutschland leben die Hochbetagten dort alle in ihren Familien“, erzählt Angela Bauriedl, die Bremens ehemaligen Bürgermeister Henning Scherf als Schirmherren für das Projekt gewinnen konnte. „In Bremen gibt es derzeit rund 110 Menschen, die hundert Jahre oder älter sind. Ich möchte sie mit dieser ganz speziellen Bildreportage würdigen und ab dem Winter eine wunderbare Schau der späten Lebensfreude auf Wanderschaft durch unsere Stadt schicken.“

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