Gartentherapeut Hartmut Pradt lud zur Tagung der Gesellschaft für Gartenbau und Therapie (GguT) ins Kursana Domizil ein. Bild: Kursana

 
05.11.2020

Erika, Astern und ein Birnbaum

Gartentherapeuten tagten in Friesenheim

Natur kann nicht nur heilen: Für ältere Menschen dient Gartentherapie in erster Linie der Erhaltung von Lebendigkeit, der zeitlichen und räumlichen Orientierung, der Erinnerungsarbeit, aber auch der eigenen Artikulation von Gedanken und Interessen oder dem Erleben von Selbstwirksamkeit. Das weiß man auch im Kursana Domizil Friesenheim. Hier beendete Gartentherapeut Hartmut Pradt nach elf Jahren Einsatz seine berufliche Laufbahn – sehr zum Leidwesen vieler Bewohnerinnen, Bewohner und Mitarbeitenden. Neben Gruppenangeboten lag der Schwerpunkt der Arbeit Hartmut Pradts in der Friesenheimer Senioreneinrichtung bei zeitlich umfangreichen, gezielten Einzeltherapien. Dabei besuchte er meist schwerstpflegebedürftige, meist bettlägerige Senioren in deren Zimmern mit dem „Plantomobil“, auf dem sowohl verschiedene Blumen als auch Kräuter oder andere Pflanzen aus Wald und Flur wie Mais oder Moos zu finden sind. Ein Ziel seiner meist biographieorientierten Arbeit war, dabei die Sinne der Besuchten anzuregen. Schließlich sind etliche der Bewohnerinnen und Bewohner in einer dörflichen Gegend mit Landwirtschaft aufgewachsen, viele hatten ihr Leben lang einen Garten oder Feld bewirtschaftet.
Zum Abschluss seiner Tätigkeit im Kursana Domizil hatte Hartmut Pradt am Freitag, 16. Oktober, in Friesenheim noch zu einer kleine Tagung der Gesellschaft für Gartenbau und Therapie (GGuT) eingeladen. Dabei wurden auch gleich seine Nachfolgerinnen präsentiert: Die Arbeit im Kursana Domizil wird künftig von der erfahrenen Landschaftsgärtnerin und Betreuungskraft (bitte Vornamen eingeben) Kappis sowie der Mitarbeiterin (bitte Vornamen eintragen) Sohn übernommen.

Drei eingetragene Gartentherapeut*innen und zwei Kursana-Mitarbeiterinnen nahmen am Treffen teil. Direktor Stefan Lott und Simone Homberg, Sozialarbeiterin und Organisatorin für Betreuung und kulturelle Veranstaltungen, begrüßten herzlich die Gäste. Angesichts der Corona-Gefahr wurden die für die Senioreneinrichtungen geltenden strengen Sicherheitsvorschriften beim Treffen natürlich eingehalten. Denn nicht nur der fachliche Austausch stand an diesem Tag im Mittelpunkt: Hartmut Pradt hatte mit seinem „Plantomobil“ eine „Grüne Stunde“ für eine Gruppe von Bewohnerinnen und Bewohnern vorbereitet, die Teilnehmer*innen verfolgten sie mit großem räumlichem Abstand. Nachdem Hartmut Pradt auf der Geige eine „Erkennungsmelodie“ gespielt hatte, folgte ein erzählerischer Sinnes-Spaziergang mit den Pflanzen des Herbstes: Eriken, Astern, Sanddorn und Rosskastanien gehörten dazu - und ein Bäumchen, das auch die teilnehmenden Fachleute nicht gleich erkannt hatten: ein kleiner Birnbaum. Dazu passend trug Hartmut Pradt gleich das bekannte Fontane-Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ vor. Aufmerksam verfolgten die Gäste diesen und alle anderen Vorträge, sie nickten, signalisierten Zustimmung oder warfen eigene Gedanken ein. Immer wieder wurden sie von Hartmut Pradt ins Geschehen eingebunden. „Was is´ denn des do?“ fragte etwa eine Bewohnerin, „Paprika, eigentlich Zierpaprika – wie lackiert. Und hier das leuchtende Gelb der Chrysanthemen, die nicht nur leuchten, sondern auch riechen, stimmt's?“ fragte der Experte und reichte die Blüten herum. „“Die Grüne Stunde hat allen wieder viel Freude bereitet“, hieß es am Ende.

 

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