Zwei, die sich gut verstehen: Pflegeassistentin Petra Köhler mit Bewohnerin Lucie Freytag. Copyright: Kursana.

 
29.06.2015

„Pflegeberufe werden unterschätzt.“

Die fünffache alleinerziehende Mutter Petra Köhler hat in der Pflege ihren Traumjob gefunden.

„Sind meine Haare schön?“, fragt Lucie Freytag besorgt. Pflegeassistentin Petra Köhler (41) nimmt die dementiell erkrankte alte Dame liebevoll in den Arm und versichert der ehemaligen Friseurin, dass alles in Ordnung ist. Die 89-Jährige schenkt ihrer Pflegerin ein strahlendes Lächeln. „Ich hätte nie gedacht, dass man in diesem Beruf von den alten Menschen so viel Freude und Dankbarkeit zurückbekommt“, sagt Petra Köhler. „Noch vor zweieinhalb Jahren habe ich wie so viele andere Pflegeberufe unterschätzt.“

Damals suchte die Hamburgerin nach ihrer Elternzeit für die Rückkehr ins Berufsleben ein neues Betätigungsfeld, da die Arbeitszeiten in der Gastronomie mit ihrem Alltag als alleinerziehende Mutter von fünf Kindern nicht vereinbar waren. Das Arbeitsamt schlug Petra Köhler eine Ausbildung als Gesundheits- und Pflegeassistentin vor. Und schon beim Praktikum im Kursana Domizil Billstedt hat es „klick“ gemacht. „Menschen, die in der Pflege arbeiten, sind Seelentröster und liebevolle Begleiter. Sie erfüllen die Wünsche der Bewohner und bauen Brücken zu den Angehörigen“, hat sie festgestellt. „Da ich von den Kollegen gleich so gut aufgenommen wurde, habe ich mich wie in einer großen Familie gefühlt.“ Petra Köhler konnte durch ihre freundliche, bestimmte Art punkten, am Ende der drei Wochen hatte sie einen Arbeitsvertrag in der Tasche.

„Wir sind offen für individuelle Arbeitszeitmodelle, so dass wir schon mehreren alleinerziehenden Müttern die Arbeitsaufnahme im Domizil möglich gemacht haben“, sagt Direktorin Susanne von Ehren. „Durch ihre Lebenserfahrung und ihr Improvisationstalent sind diese Mitarbeiterinnen eine echte Bereicherung für unser Team.“

Petra Köhler weiß ihren maßgeschneiderten 30 Stunden-Dienstplan mit  verlässlichen Arbeitszeiten von 6.30 Uhr bis 13 Uhr genauso wie die zahlreichen Fortbildungen unter anderem in Sturzprophylaxe oder Sterbebegleitung zu schätzen. Seit einigen Wochen arbeitet sie im geschützten Wohnbereich für dementiell Erkrankte. „Es liegt mir, die Bewohner auf der emotionalen und teilweise kindlichen Ebene abzuholen“, sagt sie. „Außerdem weiß ich zu schätzen, dass hier mehr Zeit für die individuelle Betreuung der Bewohner und ihrer Angehörigen bleibt.“

Petra Köhler glaubt, dass sich mehr Menschen für einen Pflegeberuf entscheiden würden, wenn die Vielfalt der Tätigkeiten bekannter wäre und damit die Wertschätzung stiege. „Viele Menschen denken, dass man als Pflegerin alten Menschen den Hintern putzt und fertig“, sagt sie. „Dabei ist es ein sehr erfüllender Beruf, in dem man auch für sein eigenes Lebens viel dazulernt.“

Wenn ihre Kinder etwas größer sind, möchte Petra Köhler gern die Ausbildung zur Examinierten Altenpflegerin nachholen und sich weiter in der Sterbebegleitung engagieren.  „Ich gebe viel in diesem Beruf“, sagt sie. „Aber ich mache jeden Tag etwas, was für mich Sinn macht. Und das macht mich zufrieden.“

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