Die „Kursana Band“ nimmt von Direktorin Susanne von Ehren (Mitte) ein knallrotes Fahrrad entgegen (v.l.): Anna Scheld, Günter Moldenhauer, Antonio Tabatabai, Melanie Figul, Helga Sawatzki und Rose-Marie Krentz. Copyright: Kursana

 
13.08.2015

Ü 80-Band komponiert Hymne aufs Pflegeheim

Die neu gegründete Seniorenband aus dem Kursana Domizil Billstedt gewinnt einen Sonderpreis beim Wettbewerb „30 Jahre Kursana“.

„Ich gewann alles, ich verlor viel“, spricht die 83-jährige Helga Sawatzki. „Nun bin ich hier, mein Leben hat wieder einen Sinn.“ Nach dem Refrain, den alle Senioren gemeinsam singen, setzt die 83-jährige Bewohnerin Anna Scheld den Sprechgesang fort: „Immer ist da jemand, der mir sagt: Nimm meine Hand, alles wird gut.“ Und spätestens, wenn die 88-jährige Rose-Marie Krentz ergänzt: „Dies ist mein Zuhause, dies ist mein Heim“ wird dem Zuhörer ganz warm ums Herz.

„Ein Prost auf euch“ heißt die Hymne, die vier Bewohner des Kursana Domizils Billstedt zusammen mit ihrem Leiter der Sozialen Betreuung, Antonio Tabatabai, anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Unternehmens komponierten. Kursana würdigte die bewegende Teamarbeit beim hausinternen Gedicht-Wettbewerb jetzt mit einem Sonderpreis in Form eines nostalgischen, knallroten Fahrrades. „Das wollen wir allen als Dienst-Fahrrad für kleine Besorgungen zur Verfügung stellen“, beschloss die neu gegründete „Kursana Band“ einstimmig.

Schon länger hatte Antonio Tabatabai den Plan, in der Senioreneinrichtung ein Musikprojekt ins Leben zu rufen. Seit acht Monaten bringt der 38-jährige mit neuen Veranstaltungen wie dem „Glücksrad“ oder dem „Wettbewerb der Sinne“  frischen Wind ins Freizeitprogramm. Die männlichen Bewohner kommen beim „Herrenabend“, und beim Roulette auf ihre Kosten. Früher hat der Hamburger als Jugendbetreuer mit Teenagern aus sozialen Brennpunkten Musik gemacht. Ein Projekt ist sogar mit dem Integrationspreis der Stadt Hamburg ausgezeichnet worden. „Musik ist der Königsweg, um Menschen zu motivieren und miteinander zu verbinden“, sagt er.

Als ihm die drei Damen und ein Herr aus dem Domizil ihre Textideen für den Kursana-Song vorlegten, verschlug es dem Hobby-Musiker allerdings die Sprache. „Das waren so herzerwärmende, ehrliche Worte, dass mir fast die Tränen kamen“, gibt Antonio Tabatabai zu. „Ich wusste, dass wir daraus ein tolles Lied machen können.“ Er brachte den Text in Form, schrieb die Musik. Und dann wurde zweieinhalb Tage geprobt, bis  die Lobeshymne „Ein Prost auf euch“ als Video aufgezeichnet und zum Wettbewerb eingeschickt werden konnte.

 „Ein Pflegeheim ist immer so gut wie die Gemeinschaft seiner Menschen“, meint Helga Sawatzki, die vor sechs Jahren nach einem Schlaganfall als eine der ersten Bewohnerinnen in die Einrichtung im Sonnenland zog. „Ich habe den Vorsatz, es mir in meinem letzten Zuhause so schön wie möglich zu machen. Und dazu gehört für mich, dass ich meinen Alltag optimistisch angehe und tolle Ideen kreativ mitgestalte.“ Die alte Dame hat früher im Schulchor gesungen und war vom neuen Musikprojekt gleich begeistert. Anna Scheld, die vor drei Jahren aus Bayern ins Domizil zog, kann auf Erfahrungen im Kirchenchor zurückblicken. „Ich hatte im Singen eine Fünf und kann keine Noten lesen“, meint Rose-Marie Krentz lächelnd. Aber ihr ging es genauso wie Bewohner Günter Moldenhauer (82) um den Spaß bei der Sache.

Da die frisch gebackene „Kursana Band“ bei ihrem ersten Auftritt im Domizil von den Mitbewohnern viel Lob und Applaus bekam, proben die Senioren bereits zweimal wöchentlich an ihrem zweiten Song. „Er heißt `Wir sind hier´ und handelt von Familie und den Menschen, die wir lieben“, verrät Anna Scheld. Wieder wird das Quartett bei seinem Sprechgesang von Antonio Tabatabai am Keyboard und Betreuungskraft Melanie Figul (38) an der Gitarre begleitet. Für die Zukunft wünscht sich die „Kursana Band“ Unterstützung durch Musiker an Gitarre, Bass oder Akkordeon und weitere Gelegenheiten, vor Alt und Jung aufzutreten. Auch einige echt verrückte Ideen hat die Seniorenband in petto. „Nur so viel: Als echte Tirolerin kann ich natürlich jodeln“, sagt Anna Scheld und lächelt.

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