Beim Konzert im Garten des Kursana Domizils verbreitete Frank Gaudl passend zum Wetter mit dem Lied „Veronika der Lenz ist da“ gute Stimmung.

 
14.04.2025

Der Küchenmeister serviert Gute-Laune-Musik

Der Pianist Frank Gaudl hat die Senioren im Kursana Domizil mit einem besonderen Konzert überrascht. Als die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings auftauchten, rollte er das Klavier in den Garten und schenkte dem Publikum bei einem Freiluftkonzert schöne Momente voller Evergreens.

Seligenstadt. Eines der Lieder, die Klavierspieler Frank Gaudl bei seinem Terrassenkonzert im Kursana Domizil für das ältere Publikum ausgesucht hatte, passte hervorragend in die Zeit und zum blauen Himmel über der Einhardstadt. „Draußen ist Frühling, die ganze Welt ist wie verhext, Veronika, der Spargel wächst, Veronika, der Lenz ist da“, erklang es im Kursana-Garten. Der Song der Comedian Harmionist, des berühmten Berliner Vokalensembles, war vor rund 100 Jahren ein Hit und versprüht früher wie heute gute Laune. Den Senioren klingen die Textzeilen noch in den Ohren und machen Erinnerungen an schöne Feste wieder lebendig.

Der Klein-Welzheimer Pianist Frank Gaudl engagiert sich seit vergangenem Herbst ehrenamtlich im Kursana Domizil und lädt für jeden zweiten Donnerstag eines Monats zu den beliebten Musiknachmittagen ein. Der Auftritt bringt beiden Seiten viel Vergnügen, neudeutsch heißt nennt man das eine Win-Win-Situation. Der Klavierspieler sagt, es sei ein gutes Gefühl für ihn, wenn die ältere Generation ein paar schöne Stunden mit ihren Lieblingssongs erlebe.

Auch das Publikum strahlt, wenn Volkslieder erklingen oder es romantisch wird. Etwa bei Rudi Schurickes Welterfolg aus den 1940er Jahren, als die Fischer in See stachen und sich abends einen Reim auf Naturphänomene machten „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt.“ An die alten Texte erinnern sich viele Senioren. Sie singen mit und kennen oft mehr als nur den Refrain. So entsteht beim Klaviernachmittag manchmal ein kleiner Chor, der das Gemeinschaftsgefühl stärkt.

Musiker Frank Gaudl hat schon als Kind gelernt, wie man den 88 Tasten schöne Melodien entlockt. Doch wegen eines Unfalls, einer Verletzung an der Hand und den damit verbundenen feinmotorischen Einschränkungen verstummten seine Lieder für Jahrzehnte, bevor er sich später wieder an die Tastatur wagte und fleißig übte.

Mit der Auswahl seiner Lieder trifft der diätetisch geschulte Koch und Küchenmeister Gaudl den Geschmack der Senioren. Was das Alter angeht, begegnet der Seligenstädter, der zwei Töchter und zwei Enkel hat, den Menschen im Kursana Domizil auf Augenhöhe. Er weiß, in welcher Phase ihres Lebens sie bei Familienfesten oder Tanzveranstaltungen welche Lieder gehört haben. Der Klein-Welzheimer serviert seinem Publikum gern Volkslieder, Schlager und alte Hits. „Es gab früher viele gute Stimmen und wundervolle Arrangements“, sagt Frank Gaudl, der von der Musik des „Schlagerspaß“ im Südwestfunk schwärmt. „Wir haben früher getanzt bis die Absätze glühten.“

Mit der Musik ist es so wie einst in seinem Beruf am Herd: Er freut sich, wenn das, was er produziert, bei den Gästen gut ankommt und im besten Fall alle begeistert sind. Frank Gaudl fühlt sich wohl, wenn er Menschen glücklich machen kann, so wie er es als Leiter der Küche im Klinikum Hanau und im Uni-Klinikum Frankfurt viele Jahre erlebt hat. In seiner Heimatstadt in Seiffen im Erzgebirge lief nicht alles wie geschmiert. Das Dorf der Drechslereien, des Spielzeugs, der Räuchermänner, Pyramiden und Schwibbögen in der DDR verließ er 1961 vor dem Mauerbau. Zuvor legte der Küchenmeister im elterlichen Gasthaus sein berufliches Fundament, auf das er später auch in Klein-Welzheim als Gastronom im Clubhaus „der Blauen“ mit Kegelbahnen aufbaute.

Der Mann am Klavier ist schon weit gereist, hat in der Schweiz gekocht, arbeitete als Schiffskoch auf der Holland-Amerika-Linie und im Hotel Intercontinental in Frankfurt mit der legendären Bar in der 21. Etage. Zuhause ist der Musiker in der Küche nicht tonangebend. „Wir sind seit 57 Jahren verheiratet, meine Frau kocht ausgezeichnet. Ich bin da nur Hilfssheriff und darf Kartoffeln und Zwiebeln schälen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Das Piano spielen im Kursana Domizil gebe ihm Lebensfreude und die Musik hält mich jung.“

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