Zahlreiche Herausforderungen konnten ihrer großen Liebe in 65 Ehejahren nichts anhaben: Rita und Helmut Döscher (beide 84) feierten Ende Mai im Kursana Domizil Oststeinbek ihre Eiserne Hochzeit. ©Kursana

 
16.06.2021

Eine große Liebe wie im Kino

Rita und Helmut Döscher (beide 84) feierten im Kursana Domizil Oststeinbek nach 65 Jahren Ehe die Eiserne Hochzeit

Als 1997 die Zeitschriften voll mit Fotos aus dem Hollywood-Kinofilm „Titanic“ waren, ist manch einem aus Familie und Freundeskreis die Ähnlichkeit des jungen Helmut Döscher mit Schauspieler Leonardo DiCaprio aufgefallen. „Ja, darauf wurde ich tatsächlich mehrmals angesprochen“, erzählt der heute 84-Jährige schmunzelnd. „Ich habe dann mit meiner Frau Rita zweimal den Film angeschaut und wir waren der Meinung: Ja, das könnten wir beide sein. Denn auch wir hatten am Anfang einige Widerstände zu überwinden. Und nichts auf der Welt konnte uns trennen.“ Selbst die Corona-Pandemie, die Helmut Döscher als schwerste Herausforderung in 65 Ehejahren bezeichnet, hat beide nur noch enger zusammengeschweißt: Ende Mai feierte das Hamburger Paar im Kursana Domizil Oststeinbek, in dem die gleichaltrige Rita Döscher nach einem Schlaganfall im Januar dieses Jahres lebt, das Fest der Eisernen Hochzeit.

„Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich meine Rita 1953 hinter dem Tresen der Eppendorfer Konditorei Kremer zum ersten Mal gesehen habe“, berichtet Helmut Döscher. Seine Mutter, die dort Stammkundin war, hatte ihm von den drei freundlichen Lehrlingsmädchen im Laden erzählt. Und den jungen Frauen im Gegenzug von ihrem „Söhni“, wie sie Helmut Döscher auch als Heranwachsenden noch nannte, vorgeschwärmt. „Als ich dann den vorbestellten Kuchen abgeholt habe, waren sie vielleicht enttäuscht, dass ich mich als so ein schmächtiger 17-jähriger Bursche entpuppte. Rita hat mir mit ihren schönen roten Haaren von Anfang an sehr gut gefallen. Zwischen uns ist gleich ein kleiner Funke übergesprungen.“ Fortan hat Helmut Döscher täglich im Laden Brot und Brötchen eingekauft und sich schließlich ein Herz gefasst und Rita ins Kino eingeladen. Auf dem langen Fußweg vom Lichtspielhaus nach Hause lernten sie sich näher kennen, wurden schnell unzertrennlich und verlobten sich 1955 unterm Weihnachtsbaum. Als Rita bald darauf ein Kind erwartete, wurde am 26. Mai 1956 geheiratet.

„Da wir beide mit 19 Jahren noch nicht volljährig waren, stand unsere kleine Familie fortan unter strenger Beobachtung vom Jugendamt. Es wurde sogar in der Nachbarschaft herumgefragt, wie wir uns benehmen“, erzählt Helmut Döscher, der mit Frau und Kind zuerst bei seinen Eltern untergekommen war. Da er als gelernter Elektroinstallateur Mitte der 1950er Jahre nicht genug verdiente, um eine eigene Wohnung zu finanzieren, suchte er sich als sogenannter „Unständiger“ Arbeit im Hafen. Er übernahm regelmäßig Doppelschichten beim Be- und Entladen der Schiffe und legte an Muskelmasse genauso wie an Selbstbewusstsein zu. Bald bekam Helmut Döscher die erste Festanstellung und arbeitete sich im Hafen auf beeindruckende Weise vom Schauermann nach oben: Als nach Tochter Petra 1961 Sohn Andreas das Familienglück komplett machte, war er als Gabelstaplerfahrer tätig und übernahm erste Vertretungen im Büro. Anfang der 1970er Jahre kehrte er in der Elektrowerkstatt des Hafenbetriebs in seinen gelernten Beruf zurück und stieg erst zum Vorarbeiter und dann in die technische Betriebsleitung auf und beendete seine Berufslaufbahn als Gewässerschutzbeauftragter.

„Wir haben Zeiten gehabt, in denen wir nur von der Hand in den Mund gelebt haben. Aber das hat uns nur umso mehr zusammengeschweißt“ erinnert sich Helmut Döscher und erzählt begeistert von den Familienurlauben in Dänemark, Schweden oder Österreich. Als Rita und Helmut Döscher schließlich im Ruhestand waren, unternahmen sie zahlreiche Fernreisen und fanden Erfüllung in der Leitung der Seniorenbegegnungsstätte Mümmelmannsberg, die sie bis zur Schließung 2020 aufgrund der Corona-Pandemie innehatten. „Wir haben beide nie miteinander gemault und haben uns nach einem Streit immer schnell wieder vertragen. In 65 Jahren Ehe haben wir beide nie an Trennung gedacht“, bringt Helmut Döscher das Geheimnis seiner lebenslangen großen Liebe auf den Punkt. „Umso mehr tat es weh, dass ich wegen Corona meine Frau nach ihrem Schlaganfall nicht im Krankenhaus besuchen durfte.“ Auch im Kursana Domizil Oststeinbek sind die Besuchszeiten für Helmut Döscher derzeit aufgrund der Pandemie noch eingeschränkt, doch das Paar bleibt über mehrere tägliche Videotelefonate per Handy unzertrennlich.

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