Jugendliche der Anna-Schmidt-Schule haben sich in der Kursana Villa mit Senioren getroffen und mit der älteren Generation darüber gesprochen, welche Werte ihnen wichtig sind.

 
10.06.2025

Schüler erfahren, was wirklich zählt

In einer Gesellschaft, die sich vor allem wegen der Globalisierung und neuer digitaler Entwicklungen im Wandel befindet, werden gemeinsame Werte immer relevanter, um den Zusammenhalt zu fördern und die Demokratie zu stärken. Doch welche Werte bilden die Basis des sozialen Miteinanders, welche sind essenziell, welche bereichern das Zusammenleben? Mit diesen Fragen haben sich Jugendliche der Anna-Schmidt-Schule und Senioren in der Kursana Villa Frankfurt beschäftigt und dabei viel über die Lebenswelt der anderen erfahren.

Frankfurt. Das Mehrgenerationenprojekt wird von der Werte-Stiftung Frankfurt begleitet. „Die Kursana Villa ist ein Riesengewinn für unsere Arbeit, denn hier können sich Alt und Jung begegnen und die Werte erkennen und erleben“, sagt Projektleiter Florian Huber. Ein Wertekonsens ist der Schlüssel zur positiven Entwicklung der Gesellschaft ist. Vor allem in Zeiten mit Krisen, Kriegen und neuen Herausforderungen können gemeinsame Werte die soziale Struktur stärken und Halt und Orientierung geben.
In der Theorie und ganz konkret im Unterricht sprechen die Anna-Schmidt-Schüler und ihre Lehrerin Nicolette Weingärtner viel über allgemeine Leitvorstellungen, über Grundhaltungen des Zusammenlebens, über positive Charaktereigenschaften und Tugenden, die das Handeln prägen. Doch was stärker zählt, ist nach Darstellung von Projektleiter Florian Huber die Praxis. Mara, Julius, Leo, Sophia und die anderen 13- und 14-Jährigen können in der Kursana Villa hautnah erleben, was Respekt, Empathie, Selbstbestimmung und Verantwortung bedeuten.
Die Achtklässler erfahren beim Rundgang von Direktorin Carolin-Babett Erler und ihrer Stellvertreterin Cornelia Sagelsdorf sowie in Kleingruppen in den Gesprächen mit den Senioren, wie der Alltag in der Kursana Villa aussieht und was der älteren Generation sowie den Fachkräften der Teams der Pflege und Betreuung wichtig ist.
Silvester Wilhelmi sagt, er lege Wert auf Individualität und ein selbstbestimmtes Leben, das ihm Kursana ermögliche. Der 95-Jährige ist Leiter des Einrichtungsbeirates, der die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner vertritt. Ein Schüler möchte von Silvester Wilhelmi wissen, was er gern mache, ob es Hobbys gebe und wie das mit dem Älterwerden so sei. „Schwierig“, sagt der Mann im Rollstuhl und redet über seine Familie, die drei Kinder im Alter zwischen 52 und 65 Jahren sowie die vier Enkel, der Älteste sei auch schon 31. Alt werden sei einerseits schön, weil man viel miterleben könne, doch andererseits sei es auch seltsam, „wenn Du siehst, dass Dein Sohn in Rente geht. Viele Richter, die ich kenne, könnten meine Kinder sein“, sagt Rechtsanwalt Silvester Wilhelmi.
Er habe immer gern Sport getrieben und mache noch heute Gymnastik. „Ich habe mal Rugby gespielt, beim SC 1880“, sagt der Jurist und der 14-jährige Gabriel entdeckt eine Gemeinsamkeit: „Ich spiele dort auch Rugby.“ Alt und Jung tauschen sich über den Sportclub Frankfurt aus.
Die Schülerinnen und Schüler haben erlebt, dass die Kursana-Mitarbeitenden den Senioren bei ihrer verantwortungsvollen Arbeit mit Empathie begegnen, Vertrauen aufbauen und ihnen Sicherheit geben. Diese Werte basieren auf fachlicher Kompetenz und einem respektvollem Umgang, vor allem mit an Demenz erkrankten Menschen, die die Besucher der Anna-Schmidt-Schule in der Kursana Villa kennengelernt haben.
Auch über Wertschätzung, Hilfsbereitschaft und Verständnis erfahren die Jugendlichen in der Kursana Villa mehr. Die Biografiearbeit spielt eine entscheidende Rolle, um Werte zu leben. Dazu gehört es, sich mit der Lebensgeschichte der Menschen zu beschäftigen, um deren Bedürfnisse besser zu verstehen und die Betreuung individuell anzupassen. Das ermöglicht eine große Wertschätzung und ein besseres Verständnis.
Im Gespräch mit Fritz Schröter, Handwerksmeister und erfahrener Steinmetz, der schon seit 2010 in der Kursana Villa zuhause ist, hören die Schülerinnen und Schüler, dass er sich im Haus geschützt, sicher und gut aufgehoben fühle. Das alte Wort Geborgenheit fällt. Die Teenager haben beim Rundgang und durch die Begegnung mit den Älteren gesehen, wodurch das Gefühl von Geborgenheit entsteht. Der oft zitierte respektvolle Umgang miteinander ist für die Anna-Schmidt-Schüler keine Floskel. Sie wissen, was das heißt. Im Gespräch mit dem 92-jährigen Fritz Schröter, der schlecht hört, sprechen Gabriel und die anderen Jugendlichen laut und deutlich. Gehört und verstanden werden, ist auch ein Wert.
 

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