Heute sind alle Geburtstagskinder des Vormonates eingeladen. Yvonne Katalowski verwöhnt sie mit Kaffee und Kuchen und nimmt sich Zeit für ein Gespräch, Foto: Kursana

 
16.01.2023

Mit langem Atem zum richtigen Beruf

Yvonne Katalowski kümmert sich als Betreuungskraft im Kursana Domizil in Potsdam vor allem um dementiell erkrankte Bewohner.

Kinder und Jugendliche, die auf ihrem Bildungsweg auf besondere Förderung angewiesen sind, haben es nicht leicht. Bis zum Ende der Förderschule ist noch alles geregelt, verlaufen die Wege einheitlich. Steht dann die Berufswahl an, wird es schwer. Was passt zu wem? Was möchten die Jugendlichen selbst? Nicht immer empfehlen die Berufsberater beim Arbeitsamt den jungen Leuten mit speziellem Förderbedarf den Beruf, der wirklich passt. So war das auch bei Yvonne Katalowski. Der zierlichen jungen Frau empfahl man nach dem Ende der Förderschule im Jahr 2003 eine Ausbildung zur Gartenbauhelferin. Begonnen hat sie die Ausbildung zwar, zu Ende geführt jedoch nicht. Es war einfach nicht das Richtige für sie – im Freien und körperlich schwer.

Einfach irgendwo nur Aushilfsjobs machen, das wollte sie allerdings auch nicht. Sie bewarb sich um einen Berufsvorbereitungsjahr, um ihre Chancen auf einen anderen Ausbildungsplatz zu verbessern. „Dass ich das 2015 erfolgreich absolviert habe, hat mir Mut gemacht die Ausbildung zur Pflegehelferin zu beginnen“, erzählt die 37-Jährige.

Auch die hat die gebürtige Teltowerin gut absolviert und ist in den Berufsalltag in einer Pflegeeinrichtung gestartet. „Ich arbeite sehr gern mit älteren Menschen. Es liegt mir am Herzen, ihnen Freude zu bereiten“, beschreibt sie ihren Antrieb.

Doch Yvonne Katalowski wollte noch mehr. „Bis dahin hatte ich keinen richtigen Schulabschluss. Das hat mich geärgert“, erklärt sie, warum sie sich noch einmal auf die Schulbank setzte, um die Mittlere Reife zu erreichen. Einfach sei das nicht gewesen, bekennt sie. Sie musste in der Zeit ihre Berufstätigkeit aufgeben, verdiente also kein Geld.

Als sie 2020 das Zeugnis in der Hand hatte, war sie mit Recht sehr stolz. Es ist nicht nur das Zeugnis über einen „ordentlichen“ Schulabschluss. Das Wissen, das sie sich angeeignet hat, hilft ihr, mit den Bewohnern zu lesen, Rechenaufgaben zu lösen, Liedtexte zu verstehen. Alles Dinge, die sie an ihrem jetzigen Arbeitsplatz gut gebrauchen kann. Seit Mitte August verstärkt sie das Betreuungsteam im Kursana. Offiziell nennt sich der Beruf Pflegehelferin. Yvonne Katalowski möchte lieber Alltagsbegleiterin genannt werden.

André Noack, Leiter Betreuung, hat die junge Frau ganz bewusst in sein Team aufgenommen. „Wer so zielstrebig einen schwierigen Weg geht, hat besondere Unterstützung verdient, braucht jemanden, der an ihn glaubt“, ist er sicher. Er hat der Neuen in seinem Team einen eigenen Wohnbereich übertragen. Hier trägt sie allein die Verantwortung, organisiert und setzt die Vorgaben aus den Wochenplänen um.

In ihrer Freizeit geht die Potsdamerin gern ins Kino und macht Yoga. Wenn sie dann zur Früh- oder Spätschicht wieder zurück in ihren Wohnbereich kommt, empfindet sie es als großes Glück, die Freude und die Dankbarkeit in den Gesichtern ihrer Bewohner zu sehen.

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