Bewohnerin Elfriede Griem aus dem Kursana Domizil Rastow haben es bei der Erinnerungsarbeit zum Thema „Küche“ die hölzernen Kochlöffel von früher angetan. ©Kursana

 
08.05.2019

„Das war die reine Plackerei!“

Küchengegenstände von früher wecken bei demenziell erkrankten Bewohnerinnen im Kursana Domizil Rastow vielfältige Erinnerungen. So können schon mit einer „Zehn-Minuten-Aktivierung“ wertvolle Impulse gegeben werden.

Wenn Sibylle Velten die demenziell erkrankten Bewohnerinnen im Kursana Domizil Rastow mit einem Koffer oder einem Wäschekorb voll alter Küchenutensilien aufsucht, weckt das sofort die Neugier. „Oftmals sage ich dann, dass ich die Gegenstände beim Aufräumen des Dachbodens gefunden habe und nicht weiß, wofür man sie gebrauchen kann“, erzählt die Leiterin der sozialen Betreuung. Sobald gehäkelte Topflappen, Eierwärmer, Tropfenfänger von Kaffeekannen oder Weckgläser auf dem Tisch verteilt sind und von den Damen angefasst und genau in Augenschein genommen werden können, kommen die Erinnerungen in Fluss.

„Besonders spannend sind Gegenstände, die den Bewohnerinnen fast entfallen sind“, sagt Sibylle Velten. „Wenn dann eine Teilnehmerin plötzlich ruft `Das ist doch ein Gasanzünder´ und die anderen ihr das bestätigen, ist die Freude riesengroß. Solche Erfolgserlebnisse sind bei Demenzkranken, die aufgrund ihrer Erkrankung meist mit den eigenen Defiziten konfrontiert sind, rar.“

Seit den 1990er Jahren wird bei der Betreuung demenziell erkrankter Senioren die sogenannte „Zehn-Minuten-Aktivierung“ eingesetzt. Ein durch vertraute Gegenstände ausgelöster Ausflug in die eigene Vergangenheit weckt Freude, stiftet Identität und gibt ein Stück Selbstvertrauen zurück. Die gelebte Erinnerung an verborgene Fähigkeiten vermittelt nicht nur ein gutes Gefühl, sondern fördert allgemein die Wachheit und Lebendigkeit. Da sich Menschen mit Demenz nur für eine kurze Zeitspanne konzentrieren können, ist es wichtig, sie nicht zu überfordern. Deshalb sollten die aktivierenden Impulse in der Regel zehn Minuten nicht überschreiten, dafür aber möglichst täglich eingesetzt werden.

Im Haus Achterfeld wird die „Zehn-Minuten-Aktivierung“ auch bei Bewohnern genutzt, die mit Gruppenangeboten nicht zu erreichen oder bettlägerig sind. „Oftmals fühlen sich unsere demenziell erkrankten Senioren bei der Erinnerungsarbeit mit Materialien so wohl, dass sie gern länger beim Thema bleiben“, erzählt Sibylle Velten. „Besonders lebendig erlebe ich den Austausch in der Gruppe zu den Themen Küche, Reinigung und Wäsche, an dem viele Bewohnerinnen ihren Spaß haben.“

Für besondere Erheiterung sorgt dabei immer wieder die Originalanleitung zu einem Spänetuch, das viele früher selbst zum Scheuern von Holzfußböden benutzt haben. Sibylle Velten: „Wenn ich vorlese, dass die Arbeit damit mühelos gelingen soll, müssen unsere Bewohnerinnen schon lachen. Dann heißt es: `Das war die reine Plackerei!´“

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