Gezielt aktivieren – das gehört zum Selbstverständnis im Komfort-Demenzwohnbereich der Kursana Villa Bonn – Villa Camphausen. Auch mit diesem „Sammelsurium“ können Erinnerungen geweckt werden - Quelle: Kursana

 
03.11.2014

Erinnerungen pflegen

In der Kursana Villa Bonn – Villa Camphausen werden Menschen mit dementiellen Erkrankungen dort abgeholt, wo sie stehen.

Erinnerungen pflegen

Fragen nach dem Wochentag, seinem Alter oder seinem aktuellen Wohnort könnte Johann Flügge (Name geändert) nicht beantworten. Der 86-Jährige, der in der Kursana Villa Bonn- Villa Camphausen in Bonn-Mehlem lebt, ist dementiell erkrankt. Seine Orientierung im Hier und Jetzt ist stark eingeschränkt. Doch viele seiner Erinnerungen können aktiviert werden. „Wenn er beispielsweise Gewürze riecht, dann kann er sie sofort zuordnen, Wörter und Rezepte fallen ihm ein und er kommt ins Erzählen“, sagt Claudia Römer, Pflegedienstleiterin der Villa. Johann Flügge war Gewürzhändler.

„Schöne Erinnerungen wecken, die Menschen in dem bestärken, was sie noch können, Eigeninitiative stärken und immer ein Auge dafür haben, was individuell gerade richtig und angemessen ist. Das ist unser Ansatz“, sagt Claudia Römer. Um diesen umzusetzen, ist es einerseits wichtig, dass die Kursana-Mitarbeiter die Biografie der Bewohner möglichst gut kennen. „Gespräche mit den Angehörigen helfen hier sehr und sind sehr wichtig“, sagt die Pflegefachfrau. Auch eine kleinteilige Einteilung der Demenzstufen gehört zur Arbeit in der Villa. „Wir favorisieren die Demenzstufeneinteilung nach Reisberg, der in sieben Abstufungen unterteilt. Diese Einstufung ist detaillierter als die Unterscheidung in leicht, mittel und schwer“, sagt Direktor Carsten Weyand.

Je nachdem, wo ein Mensch in seiner dementiellen Erkrankung steht, variieren die Bedürfnisse und die Angebote. Wer kann, darf in der Villa so viel wie möglich selbst machen. „Gerade aus der Kindheit bekannte Tätigkeiten wie den Tisch decken, schälen, schneiden und auch kochen und backen oder handwerken bleiben lange erhalten. Es ist offenkundig, dass die Senioren Zufriedenheit und Erfolgserlebnisse erfahren, wenn sie eigenständige Tätigkeiten ausüben“, sagt Claudia Römer – und fügt hinzu „Gezwungen wird natürlich niemand. Alles sind nur Angebote.“

Erst wenn Menschen hochgradig dementiell erkrankt sind, ändern sich die Bedürfnisse stark. „Für diese Menschen ist es wichtig, dass sie keiner Reizüberflutung ausgesetzt werden“, sagt die Pflegedienstleiterin. Räume mit hellen Farben, wenige Bilder und keine übermäßigen Anforderungen bringen Ruhe und Ausgeglichenheit für diese dementiell erkrankten Senioren. Ein fester Tagesablauf, eine klare Sprache und einfache Körperwahrnehmungen bringen Sicherheit. „Zu unserer Philosophie gehört es, dass hier keiner im Bett bleibt. Für die, die hochgradig dementiell erkrankt sind, passen wir die Umgebung, die Betreuung und die Angebote an“, so Claudia Römer.

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