Pflegefachkraft Ben Bunkenborg hat sich im Kursana Domizil für die Praxisanleitung der Auszubildenden weiterqualifiziert. Copyright: Kursana

 
26.10.2014

"Im Pflegeberuf kann man(n) sich gut entwickeln."

Das Kursana Domizil Buchholz fördert Männer in der klassischen Frauendomäne.

Ben Bunkenborg ist groß, durchtrainiert und attraktiv. Würde der 24jährige seinen Lebensunterhalt mit Modeljobs bestreiten, wäre das kein Grund, sich zu wundern. „Wenn Fremde erfahren, dass ich als Pflegefachkraft in einer Senioreneinrichtung arbeite, fällt ihnen erst einmal die Kinnlade herunter“, erzählt der Buchholzer lächelnd. „In der Pflege zu arbeiten, gilt nun mal nicht als besonders männlich. Da kommen viele Fragen, warum ich mir ausgerechnet diesen Beruf ausgesucht habe.“ Doch genauso wie sein 23jähriger Kollege Steven Wienke ist auch  Ben Bunkenborg von seiner Berufswahl überzeugt und sieht für sich als Mann in der Pflege eine gute Zukunftsperspektive.

„Am wichtigsten ist für mich, ob ein Mitarbeiter Zugang zu Menschen hat und herzlich ist“, sagt Andrea Buro,  Direktorin vom Kursana Domizil Buchholz und Arbeitgeberin der beiden. „Engagierte und zugewandte Männer im Pflegeteam zu haben, ist auf jeden Fall eine Bereicherung: In gemischten Teams ist die Stimmung verbindlicher. Und viele unserer Bewohner setzen großes Vertrauen in männliche Pfleger und fühlen sich sicherer, wenn zum Beispiel bei einem Transfer ein starker Mann an ihrer Seite ist.“

Ben Bunkenborg war immer klar, dass er einen sozialen Beruf ausüben wollte. „Ich brauche den Kontakt zu Menschen und habe anderen immer gern geholfen“, sagt er. Seit zwei Jahren arbeitet er im Kursana Domizil Buchholz. Auf seiner Station „Wilseder Berg“ wurde der junge Mann schnell zum Liebling der alten Menschen, weil er eine große Ruhe ausstrahlt und keine Scheu hat, sie auch einmal in den Arm zu nehmen. „Wir hatten hier eine hochgradig demente Frau, die mit niemandem klar kam“, erzählt Ben Bunkenborg. „Mir ist es gelungen, zu ihr eine Beziehung aufzubauen. Das sind die schönsten Momente im Beruf, in denen man so viel zurückbekommt.“

Auch Steven Wienke, der seit eineinhalb Jahren zum Buchholzer Team gehört, freut sich über das Vertrauen, dass die Bewohner auf seiner Station „Büsenbachtal“ in ihn setzen. „Anfangs wusste ich nicht, ob ich mit dem engen Körperkontakt klarkommen werde“, erzählt der gebürtige Stralsunder, in dessen Familie einige Frauen im Pflegeberuf arbeiten. „Aber wenn man einen Bewohner kennenlernt, ist es schnell normal, ihn zu waschen und anzuziehen.“ Nur die Hilflosigkeit angesichts von Tod und Trauer der Angehörigen machte Steven Wienke zu schaffen.

„Ich fand es toll, dass ich hier die Gelegenheit bekam, eine Weiterbildung in Palliativ Care anzufangen, damit ich Sterbende besser begleiten kann“, sagt er. Im theoretischen Unterricht lernt Steven Wienke jetzt Fachwissen über Medikamenten- und Wundmanagement und den wertschätzenden Umgang mit Menschen am Lebensende. „Seither gehe ich darauf ein, wenn Bewohner sagen, dass sie nicht mehr leben wollen“, erzählt Steven Wienke. „Wir sprechen ganz offen über den Tod. Dadurch wird die Beziehung zu den Menschen noch enger und die Arbeit gefällt mir noch besser.“

Ben Bunkenborg hat sich gerade mit einer halbjährigen Ausbildung zum Praxisanleiter für die Betreuung der Auszubildenden im Domizil qualifiziert. „Es macht Spaß, sein Wissen weiterzugeben und als Ansprechpartner für die jungen Kollegen da zu sein“, sagt er. Unter den zwölf Auszubildenden im Domizil sind derzeit zwei Männer. Im Bundesdurchschnitt lag laut Statistischem Bundesamt 2012 der Anteil der männlichen Jugendlichen, die eine Ausbildung in einem Pflegeberuf beginnen, bei 21 Prozent.

Ben Bunkenborg und Steven Wienke möchten anderen Männern Mut machen, sich einen Job in der Frauendomäne Pflege zuzutrauen. „Ich werde hier gefördert und sehe eine Menge Aufstiegschancen im komplexen Pflegebereich“, meint Ben Bunkenborg. „Das lasse ich ganz entspannt auf mich zukommen.“ Und Steven Wienke betont, dass man(n) sich nicht nur beruflich in der Pflege gut weiterentwickeln könne. „Früher war ich eher schüchtern“, gibt er zu. „Der Beruf hat mein Selbstbewusstsein gestärkt, heute kann ich viel leichter auf Menschen zugehen und auch über schwierige Themen reden. Manchmal staune ich selbst darüber, wie erwachsen ich geworden bin.“

Zur Übersicht