Arnim Wittenburg hat in der Kursana Villa ein neues Zuhause gefunden und im Senioren-Gesprächskreis von seinem schlimmsten Flugerlebnis erzählt.

 
30.10.2023

„Ich feiere zweimal im Jahr Geburtstag“

Die Bilder und Nachrichten vom Angriff Russlands auf die Ukraine oder aus anderen Krisengebieten mit Militäreinsätzen lassen bei der älteren Generation Erinnerungen an den Krieg wach werden. In Gesprächsrunden in Senioreneinrichtungen ist das Thema aktuell, viele erzählen, was früher geschah. Der 80-jährige Arnim Wittenburg hat etwas Außergewöhnliches erlebt, das lange vergraben war, über das er aber jetzt nach seinem Umzug in die Kursana Villa Frankfurt im Kreise anderer Senioren gesprochen hat. Vor 52 Jahren saß er auf dem Flug von Teheran nach Frankfurt in einer Linienmaschine, die von einer Rakete getroffen wurde.

Frankfurt. Über die Bordlautsprecher der DC 8 kamen in 10.000 Meter Höhe schlechte Nachrichten, die keiner der knapp 100 Passagiere der Alitalia-Maschine zunächst einordnen konnte. „Wir müssen uns auf eine Notlandung vorbereiten. Ziehen Sie die Schuhe aus und legen Sie ein Kissen vor den Kopf.“ Ein paar Minuten zuvor spürten manche Fluggäste einen Ruck, hörten einen Knall, doch die Reise über den Wolken ging ganz normal weiter, offensichtlich gab es keinen Grund zur Beunruhigung. Niemand geriet in Panik. Noch nicht. „Dann kam ein Mitglied des Cockpits in den Gang, schaute besorgt aus dem linken Fenster und ging bleich zurück nach vorn“, sagt Arnim Wittenburg. Das Flugzeug habe an Höhe verloren, und die Fasten-Seat-Belts-Schilder leuchteten.
Über diese dramatischen Momente hat Arnim Wittenburg viele Jahre nicht gesprochen. Jetzt wird die Geschichte wieder lebendig. Vor vier Monaten ist er aus seiner Wohnung in Neu-Isenburg ausgezogen und hat in der Kursana Villa in der Eschersheimer Landstraße in einem „wunderschönen Zwei-Zimmer-Apartment ein neues Zuhause gefunden. Ich bin hier gut aufgehoben, fühle mich angenommen und habe ganz oben einen tollen Blick in den Garten und über die Stadt“, sagt er. „Hier wirst Du mit einem Lächeln begrüßt. Meine Frau und ich haben uns viele Häuser angesehen und Kursana auch wegen des besonderen Ambientes und der Atmosphäre favorisiert. Der Umzug in die Kursana Villa war die richtige Entscheidung“, sagt Arnim Wittenburg.
Die Senioren sitzen morgens regelmäßig in einer sogenannten Zeitungsrunde zusammen. Eine Betreuerin liest aktuelle Nachrichten vor, manchmal wird diskutiert, oft wird über Themen geplaudert, die die Menschen berühren. Alle dürfen Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Arnim Wittenburg ist viel geflogen. Der gelernte Kaufmann war bei der Höchst AG beschäftigt und oft im Ausland unterwegs, um die Verbindungen zu Geschäftspartnern zu stärken und besondere Kunden zu betreuen.
In der Gesprächsrunde in der Kursana Villa landet er mit seinen Gedanken wieder bei dem schlimmsten Flug seines Lebens. „Ich wusste nicht, wie sich diese Situation im Flugzeug noch entwickeln wird. Wie soll man sich auf einen Absturz vorbereiten? Vor meinem geistigen Auge lief noch einmal mein ganzes Leben ab. Ich steckte Pass und Geld ein und verstaute meine Brille bruchsicher am Körper “, erinnert sich Arnim Wittenburg.
„Die Erde kam näher. Die außerplanmäßige Landung in Beirut verlief gut, über die Notrutschen sind wir schnell raus und standen barfuß auf dem Rollfeld“. In der Seniorenrunde in der Kursana Villa atmen viele auf, als diese Worte fallen. „Nochmal alles gut gegangen. Doch was war da mit dem Flugzeug los?“, möchte ein älterer Mann wissen. Die Tragfläche zwischen dem Rumpf und dem linken inneren Triebwerk der Maschine wurde von einer Rakete getroffen. Glatter Durchschuss würde man in einem Western-Film sagen. Das Geschoss riss ein ein Meter großes Loch in das Metall.
„Offensichtlich war der Widerstand beim Durchschuss so gering, dass der Aufschlagzünder der Rakete nicht wirksam wurde und es keine Explosion gab“, sagt Arnim Wittenburg und klärt die Zuhörenden auf, „wir waren damals in ein Luftkampfgefecht zwischen Israel und Syrien geraten“. Wer die Rakete abgeschossen habe, das sei nie geklärt worden, sagt er und zieht Vergleiche mit dem Abschuss der Boeing 777, LH 17, als im Juli 2014 über der Ukraine knapp 300 Menschen starben.
Den Rest seiner spannenden Geschichte vor 53 Jahren hat Arnim Wittenburg schnell erzählt. Er sei dann sicher über Rom nach Frankfurt geflogen. „Ich war immer total konzentriert und gefasst, doch als ich von einem Freund abgeholt wurde und zu ihm nach Hause fuhr, bin ich zusammengebrochen. Der Schock trat erst jetzt ein. Ich war eine Viertelstunde weg, dann ging es wieder“, sagt er. Die schreckliche Erfahrung im Flugzeug habe sein Leben verändert. „Ich gehe entspannter mit Problemen um und bin gelassener geworden“, verrät er der Gesprächsrunde und sagt: „Ich feiere jetzt zweimal im Jahr Geburtstag.“

 

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