Unter Aufsicht ihrer Praxisanleiterin Manuela Zimmermann (Mitte) misst die Auszubildende Romy Freyer in der Kursana Residenz Wedel bei Bewohner Hermann Claasen den Blutzucker. ©Kursana

 
02.11.2023

In der Lebensmitte zum Traumberuf

Zwei Jahrzehnte lang standen ihre drei Kinder im Mittelpunkt von Romy Freyers Leben. Mit Anfang 40 absolviert die Wedelerin in der Kursana Residenz Wedel die generalisierte Ausbildung zur Pflegefachfrau.

Wenn Romy Freyer von ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau erzählt, geht ein Strahlen von ihr aus. Denn nach mehr als 35 Jahren hat die Wedelerin beschlossen, ihren Traumberuf zu erlernen. „Als meine drei Kinder anfingen, ihre eigenen Wege zu gehen, habe ich mich für eine Umschulung entschieden“, sagt die 43-Jährige, die seit Oktober letzten Jahres in der Kursana Residenz Wedel die generalisierte Ausbildung zur Pflegefachkraft absolviert. „Ich wusste vorher, dass mir Pflege liegt und dass es gut werden wird. Aber ich habe nicht geahnt, dass mir meine Lebenserfahrungen und die persönliche Reife in der Ausbildung so von Vorteil sein werden. Außerdem bin ich von der Vielseitigkeit, der Professionalität und dem wissenschaftlichen Anspruch dieser Ausbildung wirklich begeistert.“

Romy Freyer hat schon als Fünfjährige gern in den Medizinbüchern ihrer Tante Anatomiebilder des menschlichen Körpers angeschaut und ist mit ihrem kleinen roten Arztkoffer losgezogen, um Krankenpflegerin zu spielen. Beeindruckt lauschte sie als Teenager den Geschichten von Verwandten, die in der Pflegebranche arbeiteten. Doch als sie selbst mit dem Realschulabschluss die Schule verließ, beeinflusste eine familiär belastende Pflegeerfahrung die Berufswahl. „Ohne groß nachzudenken entschied ich mich damals für eine kaufmännische Ausbildung“, sagt Romy Freyer.

Die alleinerziehende Mutter übernahm anfangs eine Teilzeitstelle in einem Büro, arbeitete dann als Yogalehrerin und kümmerte sich acht Jahre lang um die Organisation und Buchhaltung in einer Gesundheitspraxis. Daneben belegte sie Seminare an einer Heilpraktiker-Schule, machte Praktika im Gesundheitswesen und las Fachliteratur zu Krankheitsbildern. „Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich zielgerichtet darauf hingearbeitet habe, selbst einmal medizinisch-pflegerisch mit Menschen tätig zu werden“, sagt sie lächelnd. „In dieser Zeit bildete sich auch der Wunsch heraus, im Bereich der Seniorenpflege zu arbeiten, weil mich die Lebensgeschichten der Menschen interessieren.“

In ihrer Ausbildungsklasse am AWO Bildungscampus Elmshorn wurde sie zusammen mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern im Alter zwischen 16 und 59 Jahren systematisch ans eigenständige Erarbeiten von Themen herangeführt. Neben Anatomie haben Romy Freyer dort besonders die 200 Unterrichtsstunden in verbaler und nonverbaler Kommunikation interessiert. In der Residenz wird der Lernstoff dann gemeinsam mit den anderen Auszubildenden und ihrer Praxisanleiterin Manuela Zimmermann reflektiert und im Pflegealltag umgesetzt. Hier im Haus hat Romy Freyer bereits ihren zehnwöchigen Orientierungseinsatz in der stationären Langzeitpflege geleistet. Derzeit begleitet sie die Kollegen vom ambulanten Dienst bei der Pflege der Bewohner in den Appartements. Anschließend wird sie neben weiteren Schulblöcken ihren Pädiatrie-Einsatz absolvieren und in der Akutpflege im Krankenhaus und in der Psychiatrie eingesetzt werden. Außerdem wird Romy Freyer in einer Facharztpraxis und einer Apotheke hospitieren und möchte im Rahmen eines Wunscheinsatzes den Pflegealltag in einem Hospiz kennenlernen.   

„Die dreijährige Ausbildung ist genau durchgetaktet. Ich freue mich besonders über die gemeinsamen Seminare und Ausflüge mit den Auszubildenden aus den anderen fünf Kursana Einrichtungen im Großraum Hamburg“, sagt Romy Freyer. „Außerdem weiß ich sehr zu schätzen, dass das Unternehmen alle Auszubildenden aus dem Bundesgebiet einmal jährlich zu Workshops und zum Austausch nach Berlin einlädt. Dieses Angebot drückt für mich eine hohe Wertschätzung für uns Auszubildende aus.“ Angesichts von Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Branche und der attraktiven Bezahlung gleich nach dem Examen ist sich Romy Freyer sicher, die Weichen für ihr weiteres Leben richtig gestellt zu haben. Doch im Umfeld stößt sie mit ihrer Entscheidung manches Mal auf Unverständnis. „Wir sollten dem Pflegeberuf mehr Respekt und Anerkennung entgegenbringen“, meint sie nachdenklich. „Schließlich kann jeder von uns von einer Sekunde auf die nächste in die Lage kommen, professionelle Pflege zu benötigen.“

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