Eike Zabel hat in der Hospizarbeit seine Berufung gefunden. Copyright: Kursana

 
28.10.2014

Die gute Seele vom Domizil

Eike Zabel begleitet seit sechs Jahren als ehrenamtlicher Hospizmitarbeiter Bewohner in ihrer letzten Lebensphase.

Wenn Eike Zabel im Kursana Domizil durch das Foyer geht, hat er für jeden Bewohner und jeden Mitarbeiter ein offenes Ohr und ein nettes Wort. Man merkt dem 72jährigen an, dass ihm in der Senioreneinrichtung die Menschen genauso wie die Abläufe vertraut sind. Seit sechs Jahren begleitet der Auricher hier als ehrenamtlicher Hospizmitarbeiter Bewohner in ihrer letzten Lebensphase, unterstützt Angehörige und weist neue Pflegekräfte des Hauses in den Umgang mit Sterben und Tod ein. „Er hat das Herz am rechten Fleck und bringt in schwierigen Zeiten eine große Ruhe ins Haus“, sagt Direktorin Sabine Häßner. „Für die Bewohner ist unsere Zusammenarbeit mit Eike Zabel Gold wert.“

Der ehemalige Geschäftsführer in Autohäusern, der seit 2007 im Ruhestand ist,  macht um sein Ehrenamt kein großes Aufheben. „Diese Arbeit muss gemacht werden“, sagt Eike Zabel. „Mir geht es gut und deshalb kann ich anderen etwas zurückgeben. Das sehe ich als meine Menschenpflicht an.“ Schon früh sei ihm klar gewesen, dass er einmal Hospizarbeit machen wolle, erzählt er. 2006 auf dem Rückflug aus seinem Urlaub kam er mit einem schwer kranken Mitreisenden ins Gespräch und spürte, dass  er sein Gegenüber allein durch seine Ruhe und Zuwendung unterstützen konnte. Diese gute Erfahrung gab den Ausschlag, dass er 2008 eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Begleiter im Hospiz Aurich begann.

Im Kursana Domizil absolvierte Eike Zabel sein Praktikum, hier übernahm er seine erste Begleitung. Und hier betreute er einen Bewohner vor seinem Tod zwei Jahre lang intensiv durch Auf und Ab. „Wenn sich bei einem Bewohner das Lebensende abzeichnet, besprechen wir immer mit den Angehörigen, wie eine Begleitung aussehen soll“, erklärt Sabine Häßner. „Falls das Netzwerk der Familie nicht ausreicht oder große Ängste da sind, bieten wir auch die Unterstützung durch den ambulanten Hospizdienst an.“ Alle Mitarbeiter des Hauses inklusive der Direktorin sitzen am Sterbebett, halten die Hand des Bewohners oder lesen ihm vor. „Doch durchgehend können wir das über einen längeren Zeitraum allein nicht leisten“, sagt Sabine Häßner. Die Koordinatorinnen des Hospizvereins vermitteln dann Unterstützung durch einen Mitarbeiter wie Eike Zabel, der die meisten seiner mehr als zwanzig Begleitungen im Domizil absolviert hat.

„Manchmal sitze ich die ganze Nacht bei einem Menschen, der nur ab und zu zu mir herüberschaut“, sagt Eike Zabel. „Manchmal kann ich ihm auch mit einem Gespräch oder ein paar Worten die Angst nehmen. Ich habe solche Situationen jetzt so oft erlebt, dass ich persönlich keine Angst mehr vorm Sterben habe.“ Für Angehörige baue er Brücken zum Sterbenden und stehe ihnen als Ansprechpartner bis zur Beerdigung zur Verfügung. Dort nehme er selbst jedes Mal Abschied vom Verstorbenen, um eine Begleitung für sich abschließen zu können.

„Meine innere Ruhe ist durch diese Arbeit gewachsen“, sagt Eike Zabel. Seit 2009 engagiert er sich außerdem als Erster Vorsitzender des Hospiz Aurich und trägt auch in dieser Rolle dazu bei, Hospizarbeit in der Gesellschaft weiter zu verankern. Persönlich freue er sich besonders darüber, dass sich im 35köpfigen Hospizteam immerhin schon acht Männer engagieren. Und dass voraussichtlich im nächsten Jahr das Tageshospiz in der Hasseburger Straße eröffnet werden könne, mit dem Angehörige Schwerstkranker weiter entlastet werden sollen.

Sein Organisationstalent und all seine beruflichen wie menschlichen Fähigkeiten hätten in der Hospizarbeit ein gutes Zuhause gefunden, meint Eike Zabel. „Und das Schöne ist: Ich bekomme für meinen Einsatz so viel Dankbarkeit und Lob zurück wie in fünfzig Berufsjahren nicht.“

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