Betreuungskraft Dietmar Wallantin (58) schaut sich mit Bewohnerin Christa Pöschl (93) im Kursana Domizil Aurich alte Fotos an. ©Kursana

 
14.06.2018

„Es erfüllt mich, Demenzkranken zu helfen“

Erst mit Mitte 50 fand Dietmar Wallantin als Betreuungskraft im Kursana Domizil Aurich seinen Traumjob.

Im Laufe seines Lebens hat Dietmar Wallantin aus Aurich fünf Ausbildungen abgeschlossen. „Ich bin ein neugieriger Mensch und hasse Stillstand“, sagt der 58-Jährige, der bereits als Berufskraftfahrer, Tischler und kaufmännischer Angestellter gearbeitet hat. Von 1985 bis 2003 lebte er in Berlin, wo er als Informationselektroniker tätig war und seinen Ausbilderschein „Handwerk“ machte. Nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt betrieb er eine KFZ-Waschhalle. Doch erst mit Mitte 50 fand Dietmar Wallantin eine Tätigkeit, die ihn wirklich erfüllt. „Über die Ausbildung zur Betreuungskraft in einer Senioreneinrichtung habe ich mich informiert, weil eine Freundin über einen Jobwechsel nachdachte“, erzählt er. „Dabei fing ich Feuer und stellte fest, dass das genau die Arbeit ist, die ich selbst ausüben möchte.“

Mit seiner beruflichen Neuorientierung in der Lebensmitte in Richtung Pflege- und Gesundheitsbranche liegt Dietmar Wallantin derzeit voll im Trend. Mit dem Pflegestärkungsgesetz von 2015 ist die Nachfrage nach Betreuungskräften in voll- und teilstationären Pflegeeinrichtungen drastisch gestiegen. Unter den Begleitern, die Senioren bei der Strukturierung des Alltags unterstützen, sie mit einer Vielzahl von Angeboten aktivieren und so ihre Fähigkeiten erhalten sollen, sind in Ostfriesland Männer bisher noch rar. Und so konnte Dietmar Wallantin nach seiner Qualifizierung zur Betreuungskraft nach §§ 43b, 53c SGB XI im Jahr 2016 unter mehreren Jobangeboten wählen. In der Betreuung von demenziell erkrankten Bewohnern im Kursana Domizil Aurich hat er seine Herzensaufgabe gefunden.

„Es erfüllt mich, Demenzkranken zu helfen. Ich schätze die ehrliche Resonanz, die ich von ihnen bekomme“, sagt er. „Außerdem ist meine Arbeit nie langweilig, weil ich täglich in viele Rollen schlüpfen muss, um einen Zugang zur Welt meines Gegenübers zu bekommen. Im Kontakt mit demenziell erkrankten Bewohnern muss man immer einen `Plan B und C´ in der Tasche haben.“ Als einziger Mann im insgesamt achtköpfigen Betreuungsteam der Senioreneinrichtung kann Dietmar Wallantin die  wachsende Zahl männlicher Bewohner individuell unterstützen. Manchmal bekommt der Auricher, der von Vorgesetzten und Kollegen für seine Ruhe und sein Einfühlungsvermögen geschätzt wird, auch zu demenziell erkrankten Frauen leichteren Zugang, weil sie in ihm den Vater, den Sohn oder den mittlerweile verstorbenen Ehemann sehen.

In seinem privaten Umfeld stößt  Dietmar Wallantin manchmal auf Unverständnis, wenn er davon berichtet, dass er leidenschaftlich gern alten Menschen Märchen vorliest, mit ihnen kegelt oder naturkundliche Spaziergänge unternimmt. „Geld ist für mich heute nicht mehr so wichtig. Für mich gibt es mittlerweile nichts Spannenderes, als das menschliche Verhalten zu verstehen“, sagt er. Aus Interesse habe er Ende 2017 sogar ein Fernstudium zum „Psychologischen Berater“ aufgenommen, berichtet Dietmar Wallantin und lacht. „Das soll dann aber wirklich die letzte Ausbildung in meinem Leben sein.“   

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