Gemeinsam geht es besser: Ebbo Siems (86, r.) packt mit an, damit Horst Schmitz (86) mit der Schablone neue Sterne auf der Holzplatte vorzeichnen kann. ©Kursana

 
28.11.2016

„Männer in ihrem Element“

Alle 14 Tage können die Senioren aus dem Kursana Domizil Aurich jetzt gemeinsam hämmern, bohren, schleifen und schmirgeln. Das erste Freizeitangebot nur für männliche Bewohner stößt auf Begeisterung.

Dass es zu Beginn ihrer ersten Werkstunde Kaffee und Kuchen gab, fanden die fünf Herren ganz nett. Aber eigentlich konnten es die Senioren aus dem Kursana Domizil Aurich kaum erwarten, sich mit Sperrholz, Stichsäge und Schmirgelpapier an die Arbeit zu machen: Das Basteln von Holzsternen, die Adventskranz oder Weihnachtsbaum schmücken sollen, stand auf dem Programm. „Ich habe unsere Herren selten so locker miteinander erlebt“, freut sich Heike Ravenschlag, die den Ausflug in die Werkstatt begleitet hat. „Am besten hat mir gefallen, dass sie sich so unkompliziert ergänzt haben: Da wo einem die Fingerfertigkeit oder die Kraft fehlte, hat ein anderer automatisch mit angepackt. Es war eine absolut harmonische Runde, die jetzt alle zwei Wochen fortgesetzt werden soll.“

Die Leiterin der Sozialen Betreuung hatte schon länger vor, für die Männer in der Senioreneinrichtung eine eigene Freizeitgruppe ins Leben zu rufen. Derzeit machen die Herren rund ein Viertel der 105 Bewohner aus, sind jedoch in den Aktivitäten-Runden des Domizils meist unterrepräsentiert. „Männer ergreifen selten von sich aus die Initiative. Sie brauchen immer einen Impuls“, erzählt Heike Ravenschlag. „Und wenn sie dann beim Bingo oder unserer Runde zum Abendausklang erscheinen, führen meist die Frauen die Unterhaltung und geben die Themen vor. Ich hatte das Gefühl, dass sie zu kurz kommen.“

Als Ergotherapeutin Silke Herlyn-Wessels in diesem Sommer ganz in der Nähe des Domizils in der Oldersumer Straße neue Praxisräume mit einer gut ausgestatteten Werkstatt eröffnete, wurde die Idee zu einer Bastelgruppe nur für Männer geboren. „Die meisten unserer Senioren waren früher Heimwerker. Die Arbeiten an der Werkbank wecken bei ihnen viele Erinnerungen. Jetzt im Herbst begann für sie die Zeit, wo sie in den heimischen vier Wänden repariert und renoviert haben“, sagt Heike Ravenschlag. Auch wenn die Herren jetzt mit Rollator oder Rollstuhl unterwegs sind und ihnen Gicht und Rheuma die Handhabung der Geräte schwer machte, trübte das nicht ihre Begeisterung an der Arbeit.

„Sichtbar produktiv zu sein tut dem Selbstwertgefühl gut, und auf diesem Wege können auch die motorischen Fähigkeiten trainiert werden“, sagt Heike Ravenschlag. „Aber am wichtigsten war die Freude, unter sich zu sein. Keine Frage, die Männer waren in ihrem Element!“

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