Beflügelt geht Hildegard Kaiser (103) nach dem Museumsbesuch an Bord eines Ausflugschiffes, um Amsterdam bei einer Grachtentour kennenzulernen. Copyright: Kursana

 
20.10.2016

Mit 103 Jahren zu Rembrandts „Nachtwache“

Für Hildegard Kaiser, der ältesten Bewohnerin im Kursana Domizil Aurich, ging mit dem Besuch des Reichsmuseums in Amsterdam ein Herzenswunsch in Erfüllung.

Eine Viertelstunde stand Hildegard Kaiser in ihrem Rollstuhl im Amsterdamer Reichsmuseum vor Rembrandts „Nachtwache“ in der ersten Reihe und ließ das 1642 vollendete weltberühmte Gemälde auf sich wirken. Dass sich neben den zwei Wachleuten noch etwa hundert andere Kunstinteressierte im Raum für das  rund 4,50 Meter breite und 3,80 Meter hohe Bild interessierten, schien die 103-jährige Dame in diesem Moment gar nicht zu registrieren. „Ich hatte den Eindruck, dass sie das Bild komplett verinnerlicht“, sagt ihre Tochter Ingeborg Kaiser-Schuchardt (68). „Dass ich meiner Mutter mit diesem Erlebnis ihren großen Traum erfüllen konnte, war nur durch die Unterstützung des Kursana Domizils Aurich möglich.“

Seit ihrem Einzug in die Senioreneinrichtung vor drei Jahren besucht Hildegard Kaiser immer freitags die „Fit für 100“-Trainingsgruppe von Heike Ravenschlag. Im Gespräch mit der Leiterin der Sozialen Betreuung berichtete die kunstbegeisterte Seniorin, die ihr Leben lang auf Reisen viele namhafte Museen besucht hat, von ihrem Herzenswunsch, einmal Rembrandts „Nachtwache“ in Amsterdam zu sehen. Prompt überreichte Direktorin Sabine Häßner Hildegard Kaiser an ihrem 103. Geburtstag im Februar dieses Jahres zwei Eintrittskarten für das Reichsmuseum.

Doch dann sah es einige Monate lang so aus, als ob Hildegard Kaisers Kräfte für diese Tagesreise nicht mehr ausreichen würden. „Meine Mutter musste im März nach einem Oberschenkelhalsbruch ein neues Hüftgelenk bekommen. Die Operation hat ihr ganz schön zugesetzt“, erzählt Ingeborg Kaiser-Schuchardt. „Aber dann ist sie im Domizil wieder liebevoll aufgepäppelt worden. Fünfmal die Woche hat sie Krankengymnastik bekommen, so dass sie mittlerweile im Haus wieder mit dem Rollator laufen kann. Ende September sagte sie mir, dass sie sich den Ausflug jetzt wieder zutrauen würde.“

Morgens um halb neun fuhren Ingeborg Kaiser-Schuchardt und Heike Ravenschlag dann mit der alten Dame bei spätsommerlichem Sonnenschein mit dem Auto Richtung Amsterdam. Nach einer Stärkung im Café des Reichsmuseums war der große Augenblick gekommen. Da das bedeutende Gemälde gut ausgeleuchtet wird, konnte Hildegard Kaiser „Die Nachtwache“ gut erkennen, obwohl sie auf einem Auge erblindet ist. „Meine Mutter hat mir später gesagt, dass sie das Bild voller Ehrfurcht ganz genau betrachtet habe“, sagt Ingeborg Kaiser-Schuchardt. „Und dass sie von Dankbarkeit erfüllt war, diesen  Moment erleben zu dürfen. Sie wirkte anschließend wie beflügelt.“

So unternahmen die drei Frauen auf Wunsch der Seniorin sogar noch eine Grachtenfahrt durch Amsterdam. Und auch zurück in Aurich hält das Hochgefühl an, denn Hildegard Kaiser hat sich bereits ein neues Ziel gesteckt: Sie möchte ab Mitte Oktober wieder regelmäßig an der „Fit für 100“-Trainingsgruppe im Domizil  teilnehmen.

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