Ammar Soyofi ist im Kursana Domizil Lichtenberg im zweiten Ausbildungsjahr zum Pflegefachmann, Foto: Kursana

 
08.11.2021

Mit der Ausbildung auch die Sprachkenntnisse erweitern

Drei Auszubildende lernen im Kursana Domizil in Berlin Lichtenberg den Beruf einer Pflegefachfrau bzw. eines Pflegefachmanns. Einer von Ihnen ist Ammar Soyofi.

Der 31-Jährige ist 2015 vor dem Krieg aus Syrien nach Deutschland geflohen. Zuhause in Damaskus war er Buchhalter und hat nebenbei als Grafikdesigner gearbeitet.

Als Buchhalter, das war schnell klar, würde er in Deutschland nicht arbeiten können. Das lag nicht allein an den Sprachbarrieren. Die Qualifizierung zum Bilanzbuchhalter gehört zu den schwierigsten Weiterbildungen, die die Industrie- und Handelskammern in Deutschland anbieten. An den Prüfungen scheitern Jahr für Jahr 70 bis 80 Prozent der Kandidaten, unabhängig von ihrer Herkunft. Also besann sich Ammar auf seine Fähigkeiten als Grafikdesigner. Einen Arbeitsplatz hat er schnell gefunden. Aber nach und nach stellte er fest, dass er dabei nur mit einem Computer aber kaum mit anderen Menschen zu tun hatte.

„Ich wollte besser Deutsch sprechen können, mich mit meinen netten Nachbarn fehlerfrei verständigen“, erinnert sich der freundliche junge Mann. Auch seine Deutschlehrerin machte ihm Mut, sich beruflich zu verändern.  „Zu meinen deutschen Freunden gehören viele ältere Menschen. Irgendwann hatten die unabhängig voneinander die Idee, ich könnte in der Pflege arbeiten.“

Gesagt, getan. Der Syrer qualifizierte sich in einer achtmonatigen Ausbildung zum Pflegehelfer und arbeitete auch als solcher.

Schon bald habe ihm sein Gefühl gesagt, dass da noch mehr möglich sei. Er wollte weiter lernen. Aus dem beruflichen Umfeld gab es viel Zuspruch dafür.   

Inzwischen ist Ammar im zweiten Ausbildungsjahr und absolviert unterschiedliche Stationen während seiner Ausbildung. Im Kursana in Lichtenberg ist er erst zum zweiten Mal. Eine andere Praxisstation war ein Krankenhaus. Im Januar wird er die Praxis in einem ambulanten Pflegedienst absolvieren. Seine Noten für die Praxis und die mündliche Arbeit sind gut. Mit dem Schriftlichen tut er sich noch immer schwer. „Ich will mich da unbedingt verbessern“, sagt er. Vor allem seine Praxisleiterin mache ihm immer wieder Mut.

In der Einrichtung in der Gensinger Straße arbeitet er auf der Station 6. Dort fühlt er sich sehr wohl und wird von seinen Kollegen anerkannt. „Alle sind freundlich, nett und hilfsbereit zu mir“, erzählt er. Auch die Bewohner mögen den jungen Mann mit dem offenen Blick. Die sechste Etage hat für ihn dazu eine besondere Bedeutung. Er mag diese weite Sicht über die Stadt.  Weiter unten sagt er lachend, würde es ihm nicht so gut gefallen.

Dass die Arbeit in der Pflege besonders schwer sei, möchte der künftige Pflegefachmann so nicht sagen. „Es gibt keinen Beruf, der keine Mühe erfordert. Auch auf einer Baustelle oder in einem Restaurant kann die Arbeit schwer sein“, ist er überzeugt.

Nach der Ausbildung würde er gern bei Kursana bleiben. Schon allein, weil sich alle so viel Mühe mit ihm gegeben und ihm so viel Kraft geschenkt haben. Dennoch habe er scheu, dies so zu formulieren. „Der Krieg in meiner Heimat hat mir gezeigt, wie schnell das ganze Leben anders werden kann, als geplant“, bittet er um Verständnis.

 

 

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