Bewohnerin Mathilde Specht hat viel Freude an der Musizierstunde zum Thema Farben, Foto: Ch. Jungeblodt:
Die 62-Jährige Altlandsbergerin ist zweimal in der Woche bei den Bewohnern, musiziert und tanzt mit ihnen, errät mit ihnen Lieder, spricht mit ihnen über Erinnerungen, die sie mit bestimmten Musikstücken verbinden. Nur singen ist im Moment leider nicht möglich.
Jede Musizierstunde steht unter einem bestimmten Thema. Das können Farben sein, die Natur, das Wetter oder das Reisen. Das Wichtigste ist für die Pädagogin immer, dass jeder Bewohner auf irgendeine Art und Weise beteiligt ist – ob er nun den Takt schlägt, schunkelt, tanzt oder frühere Konzertbesuche erinnert.
Die studierte Musiktheaterregisseurin und Musikpädagogin arbeitet seit Mitte der 90er Jahre – meist im Auftrag von Musikschulen - in Kitas als Lehrerin für musikalische Früherziehung.
Mit der Musikgeragogik – der Fachdisziplin für musikalische Bildung im Alter – begann sich die kleine zierliche Frau 2011 zu beschäftigen. Seit einer entsprechenden Ausbildung leitet sie Musizierstunden in Pflegeeinrichtungen.
Aber nicht nur das: Wunderlich unterrichtet als Dozentin auch künftige Altenpfleger in Musik.
Bei einem Konzert mit Kitakindern im Haus in der Märkischen Allee knüpfte sie den Kontakt zu Sabrina Völker. Völker leitet den Bereich Betreuung im Pflegeheim und fand die Idee, der Musizierstunde wunderbar. Gudrun Wunderlich durfte einen Schnupperkurs geben – damals noch im großen Saal – und überzeugte die Verantwortlichen. „Uns hat gefallen, wie gut Frau Wunderlich in der Lage war, mit unseren Bewohnern umzugehen, jeden einzubeziehen und dort abzuholen, wo er mit seinen musikalischen Erinnerungen steht“, erläutert Völker.
Inzwischen verlangen die Corona-Hygienebedingungen, die Stunden im kleinen Kreis zu absolvieren. Das, so Wunderlich, bringt sogar einen positiven Effekt. „Die Bewohner können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Das macht sie sicherer und führt dazu, dass sie ohne größere Hemmungen mitmachen.“
Überhaupt sei es erwiesen, dass das Musizieren, das Lernen im Alter unterstützt. Die Musik sorge nicht nur für den richtigen Takt und Ton. Sie mache es auch sehr gut möglich, dass die Bewohner sich Texte und längere musikalische Abschnitte merken oder spontan erinnern. Auf die Art und Weise erfährt Gudrun Wunderlich so manche Geschichte über frühere Theater- und Konzertbesuche der Bewohner.
Dass ihr das Musizieren große Freude macht, bestätigt Mathilde Specht. „Es ist schön, dass Gudrun Wunderlich zu uns kommt. Wir musizieren nicht nur gemeinsam. Es gibt stets auch etwas zum Schmunzeln und Lachen“, erzählt die 80-Jährige Bewohnerin.
Die Freude, die ihre betagten Mitmusizierer an jeder Stunde haben, steckt auch Gudrun Wunderlich an. „Dieses Miteinander, das gemeinsame Erleben der Musik, all das passt gut zu mir“, ist sie begeistert.
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