Barbara Kühnlenz mit ihren Büchern, Foto: Steffen Raddatz

 
19.03.2020

Über viele Hindernisse zum Schreiben und Fotografieren

Zwei große Lieben und wohl auch Talente hat Barbara Kühnlenz – die Fotografie und das Schreiben. Doch bis die heute 76-Jährige diese Lieben wirklich leben und einem breiteren Publikum präsentieren konnte, musste sie viele Hürden überwinden, immer wieder an sich glauben und durfte nicht aufgeben.

Die erste Hürde, erzählt die Bewohnerin des Kursana Domizil in der Märkischen Allee in Marzahn, war ihr Vater. Fotografie studieren, wie die Tochter das wollte, war aus seiner Sicht unseriös. Technische Zeichnerin hatte er für sie vorgesehen, auf Krankenschwester konnten sie sich schließlich einigen.

Unterstützung für das Hobby konnte sie nicht erwarten. Aufgeben kam jedoch auch nicht in Frage. Die junge Frau arbeitete neben der Ausbildung als Reinigungskraft und sortierte nachts Pakete auf der Post. Von dem Geld kaufte sie sich ihre Fotoausrüstung. Zweimal bewarb sie sich später an Hochschulen, bestand die Aufnahmeprüfungen und wurde dennoch nicht angenommen. Die DDR-Regeln verlangten eine Ausbildung zur Fotolaborantin als Voraussetzung für das Studium.

Also arbeitete sie weiter im Krankenhaus in Buch. Doch die Fotografie lies sie nicht los und als sie hörte, dass beim Fernsehen eine Stelle in der Bildredaktion frei war, bewarb sie sich. Dort hätte man sie auch ausgebildet. Doch die Freude war von kurzer Dauer. Nach wenigen Monaten hieß es von staatlicher Seite „zurück ins Krankenhaus“. Im Gesundheitswesen fehlten Fachkräfte. Jeder, der berufsfremd arbeitete, wurde zurückbeordert. So auch Barbara Kühnlenz.

Schon mit fünf Jahren hatte die kleine Barbara angefangen zu lesen. Bücher waren ihre Welt geblieben und so fing sie irgendwann an, zu schreiben. Das sei gar nicht so anders, wie man denken könnte, erzählt sie. „So wie ich vor dem Fotografieren das fertige Bild im Kopf komponiert habe, so entstanden auch meine Kurzgeschichten und Romane. Die ersten Arbeiten landeten allerdings in der Schublade. „Kein DDR-Verlag“, ist Kühnlenz sicher, „hätte sie publiziert. Ich hätte eher Probleme bekommen.“

Nach der Wende ließ sich die Frau mit dem enormen Durchhaltevermögen durch nichts mehr aufhalten. Sie absolvierte zwei Fernstudien „Die große Schule des Schreibens“ und „Germanistik und Literatur“, machte sich auf die Suche nach Verlegern und beteiligte sich mit Erzählungen an Ausschreibungen für verschiedene Anthologien. Ihr größter Unterstützer in jener Zeit war ihr Ehemann.

Zwischen 2011 und 2016 veröffentlichte sie 12 Erzählungen und sieben Romane. Die Cover gestaltete sie selbst mit ihren Fotos.

Noch mehrere Romanideen schwirrten in ihrem Kopf oder lagen als mehr oder weniger durch dachte Manuskripte in der Schublade als die Autorin 2018 an einer Polyneuropathie erkrankte. Sie betrifft das periphere Nervensystem.      Heute fehlt ihr die Kraft, um die schwere Fototechnik zu halten und auch den Stift kann sie nicht mehr führen. Auf das Erreichte schaut sie mit Freude und Stolz. „Nur manchmal macht es mich traurig, dass ich selber nicht mehr schreiben kann. Vor allem dann, wenn ich lese packt mich die Wehmut.“

In Zukunft will Barbara Kühnlenz Lesestunden im Heim bestreiten und interessierten Mitbewohnern ihre Filme über die Gärten der Welt und die Magie der Daten und Formen zeigen.

    

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