Mohammad Al Shaabini in seinem Revier - im Wohnbereich 2, Foto CH. Jungeblodt

 
22.12.2020

Weihnachtsengel Mohammad Al Shaabini

Wenn wir alle Weihnachten in diesem Jahr anders feiern, als gewohnt, dann trifft das vor allem die Bewohner in Pflegeheimen schwer.

Doch auch die Mitarbeiter leisten dort schon das ganze Jahr über Außergewِöhnliches. Jetzt sind sie zudem als Weihnachtsengel gefragt, so wie Mohammad Al Shaabini.

Der 27-Jährige ist erst seit zwei Jahren als Pflegeassistent im Team des Wohnbereiches 2 im Kursana Domizil in Marzahn tätig.  

In dieser Zeit hat er sich nicht nur gut eingearbeitet, in die ihm zuvor fremde Tätigkeit, er hat auch die Herzen der Bewohner erobert. Das liegt an seine ruhigen, umsichtigen, äußerst empathischen Art. Simone Westphal, seine Chefin im Wohnbereich, lobt zudem, dass er sehr zuverlässig sei. „Er leistet eine tollte Arbeit und bereichert mein Team ungemein“, ergänzt die erfahrene Wohnbereichsleiterin.

Der 1,75m große, schlanke Mann mit den braunen Augen kam 2015 allein, ohne Familie aus Syrien nach Deutschland. In Deutschland ging und geht es ihm noch immer wie vielen anderen Geflüchteten auch: wer keinen anerkannten Schulabschluss vorweisen kann, kann keine Berufsausbildung beginnen. Über das Jobcenter hat Al Shaabini eine Berufsorientierung absolviert und mehrere Sprachkurse. Er spricht und versteht sehr gut Deutsch. Einen Hauptschulabschluss hat er jedoch nicht absolviert. „Ich wollte weg vom Jobcenter, wollte meinen Lebensunterhalt selbst verdienen“, erklärt er das. Schule und Berufstätigkeit parallel, das sei nicht zu schaffen. Damit hat er sich vorerst abgefunden.

Dennoch wirkt Al Shaabini zufrieden. „Ich fühle mich hier im Kursana sehr wohl. Es freut mich, wenn ich anderen Menschen helfen kann, wenn ich die Kraft dafür habe“, erzählt er. Dass es manchmal hektisch zugehe, weil eigentlich zu wenig Zeit da sei, sieht er auch. Für jede Arbeitsaufgabe gibt es zeitliche Vorgaben. „Aber jeder Bewohner hat unterschiedliche Kräfte, braucht mich mehr oder weniger“, macht er sich Gedanken. Ob man das System, so wie es heute ist, ändern kann, fragt er sich so manches Mal.

Für all das, was er in den vergangenen zwei Jahren gelernt hat, mِöchte er sich bei seinen Kollegen von Wohnbereich 1 und 2 bedanken. „Sie haben mich gut angeleitet. Ich habe mir von Jedem etwas abschauen kِönnen. Alle sind nett und zuvorkommend zu mir.“ Wäre das nicht so gewesen, schmunzelt er, wäre er heute bestimmt nicht im Gespräch mit einer Redakteurin, die über ihn schreiben will.

Seit das Corona-Virus die Welt in Atem hält, habe sich die Arbeit in der Pflege sehr verändert. Es sei noch schwerer geworden. Die notwendigen Schutzmaßnahmen kosten zusätzliche wertvolle Zeit. Eine Minute hier, eine da – es summiert sich am Ende. Mancher Bewohner verstünde zudem nicht, dass das Personal es nicht böse meint, wenn es ihn ermahnt, sich an die Regeln zu halten. Dabei, so Al Shaabini, sei das für seine Gesundheit doch so wichtig.

Am Liebsten sei es ihm aber, wenn alle frِöhlich und gesund sind.

Wenn alles nach Plan läuft, wird Mohammad zu Weihnachten Vater. Für seinen Sohn wünscht er sich nicht nur das, was alle Eltern ihren Kindern wünsche - dass sie gesund und in Frieden aufwachsen kِönnen. Das sei selbstverständlich. Al Shaabini wünscht sich, sein Sohn mِöge ein gutes Herz haben, nicht egoistisch sein, sondern stets auch an die Anderen denken.

Wenn er dann noch einen guten Beruf für sich finden würde mit einer richtigen Ausbildung – so ganz lässt das Thema den Pfleger Mohammad trotz allem nicht los.    

 

 

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