Backen weckt Erinnerungen

Immer dienstags bereiten die demenziell erkrankten Bewohner im Kursana Domizil Bremen einen Kuchen zu. Bei den vertrauten Tätigkeiten sitzt noch jeder Handgriff.

Drei Bewohnerinnen sind immer dabei, wenn dienstags auf dem beschützten Wohnbereich für demenziell Erkrankte im Kursana Domizil Bremen gebacken wird: Katharina Materna (79), Helga Koziolek (85) und Lieselotte Dannsauer (87) haben in ihrem Leben wohl einige Hundert Kuchen für ihre Familien zubereitet. Erzählen können die Seniorinnen von ihren früheren Erfahrungen nicht mehr, doch wenn sie zum Mixer greifen, behutsam Eier aufschlagen und den Teig in die Kuchenform füllen, sind die ehemals so vertrauten Arbeitsabläufe bei allen wieder abrufbar. „Über die Sinne können wir beim Backen viele Erinnerungen wecken“, erzählt Betreuungskraft Claudia Stradomsky (60), die die Bewohnerinnen mit ihrer privaten Leidenschaft fürs Kochen und Backen anzustecken versteht. „Wenn wir hier gemeinsam etwas zubereiten, kehrt eine große Ruhe ein und alle sind konzentriert und mit Eifer und Freude dabei.“
Dabei sind die Rollen in der Backstube fest verteilt: Helga Koziolek liest stets zu Beginn das Rezept vor und wiegt die Zutaten exakt auf der digitalen Waage ab. Als Fachfrau für motorisch anspruchsvolle Aufgaben mag die Bewohnerin gern frisches Obst putzen oder Zwiebeln und Kräuter hacken, wenn zur Abwechslung einmal Teigtaschen mit deftiger Füllung gebacken werden. Katharina Materna und Lieselotte Dannsauer übernehmen gern das Rühren und wechseln sich ab, wenn die Arbeit zu anstrengend wird. Es gibt weitere Senioren, die öfters zuschauen, kleine Aufgaben übernehmen und sich freuen, wenn sie vom Obst, vom Teig oder der frisch aufgeschlagenen Sahne naschen dürfen. Windbeutel mit Kirsch-Sahne-Füllung, „Donauwelle“ vom Blech und Schokoladentarte gehören genauso wie Blätterteigtaschen mit Gemüsefüllung zu den Favoriten der Senioren. Spätestens wenn sich beim Backen köstlicher Kuchenduft auf dem Wohnbereich ausbreitet, schauen zahlreiche Mitbewohner in der gemütlichen Küche vorbei.
„Es ist ein schönes Ritual geworden, dass am Ende alle vom fertigen Backwerk kosten dürfen“, sagt Claudia Stradomsky. „Die Teilnehmer der Backgruppe freuen sich über ihren Erfolg und das Lob der anderen. Dieses Glück ist einfach ansteckend.“