Beim Sommerfest im Kursana Domizil Bremen unter dem Motto „Gut behütet“ kümmert sich Praktikantin Pauline Warneboldt (21) um das Wohlergehen von Bewohnerin Wilhelmine Silje (88). ©Kursana

 
29.08.2016

Die Kunst, Menschen zu verstehen

Die 21-jährige Pauline Warneboldt bereitet sich mit einem dreimonatigen Praktikum im Kursana Domizil Bremen auf ihr Psychologiestudium vor.

Die wichtigste Erkenntnis im dreimonatigen Praktikum in einer Senioreneinrichtung war für Pauline Warneboldt, dass sie sich mit ihrem Studienwechsel auf den richtigen Weg gemacht hat. „Ich habe in der Zeit hier mehr über Menschen gelernt als jemals zuvor in meinem Leben“, sagt die 21-jährige angehende Psychologiestudentin, die vor einem Jahr nach Bremen gekommen ist, um Kunstwissenschaft zu studieren. „Für Kunst werde ich mich garantiert weiter interessieren. Aber ich weiß jetzt, dass meine Berufung woanders liegt: Ich möchte Menschen und ihr Handeln verstehen lernen.“

Für die Tochter aus einer Künstlerfamilie, die im Dorf Garmissen bei Hildesheim aufgewachsen ist, schien der Weg in einen kreativen Beruf vorgezeichnet: Durch ihren Großvater Paul König, ein renommierter Grafiker, kam sie früh mit Kunst in Berührung. Ihre Mutter, die als Grafikdesignerin arbeitet, förderte früh das künstlerische Talent der Tochter: Pauline Warneboldt spielte schon als Kind Theater, gewann als  Jugendliche den Wettbewerb „Jugend gestaltet“ und belegte auf dem Gymnasium den Kunst-Leistungskurs. Nach dem Abitur ging sie für ein Jahr als Au-Pair nach Irland, danach fiel die Wahl auf das Kunst- und Philosophie-Studium in Bremen.

„Meiner Mutter ist dann aufgefallen, dass ich mich mehr für die neurowissenschaftlichen Bücher meines Vaters begeistern konnte als für mein Studium. Ein Artikel darüber, was Menschen im Alter noch zum Staunen bringt, hat mich richtig fasziniert“, erzählt sie. Pauline Warneboldt wagte schließlich den Absprung und bewarb sich für einen Studienplatz in Klinischer Psychologie und Psychotherapie in Witten-Herdecke. Und sie  wollte beim Praktikum in der Sozialen Betreuung des Kursana Domizils Bremen Einblick in den Lebensalltag von Senioren bekommen.

„Mir war das Haus wegen seiner vielfältigen  Gruppenangebote, der Kreativwerkstatt, in der handwerklich gearbeitet wird, und dem Erzählcafé aufgefallen“, sagt Pauline Warneboldt. Als Praktikantin begleitete sie die Bewohner bei den Mahlzeiten und bei Kursangeboten, sie lernte sie durch Einzelgespräche näher kennen und durfte schließlich in Rücksprache mit dem Team die Urlaubsvertretung für einen Kurs übernehmen. Und sie konnte im Domizil sogar an einer hausinternen Schulung mit Demenzexpertin Sabine Mierelmeier teilnehmen. „Ich habe gelernt, mit alten Menschen gut in Kontakt zu kommen, im Moment präsent zu sein und mich selbst bei meinem Tun zu reflektieren“, berichtet sie begeistert.

Doch genauso wichtig wie diese fachlichen Aspekte der Arbeit waren der jungen Frau die persönlichen Begegnungen mit den Bewohnern. „Sie haben mir ihre Geschichten anvertraut und waren sehr geduldig mit mir“, sagt sie. Besonders dankbar ist Pauline Warneboldt dafür, dass ihr die lebenserfahrenen Senioren für ihren beruflichen Umweg Respekt gezollt haben. „`Es gibt keine verlorene Zeit. Schau in Ruhe, dass du deinen Weg findest´, haben mir die Bewohner immer wieder gesagt“, erzählt sie. „Damit haben sie mir in dieser turbulenten Zeit so viel Rückhalt gegeben, dass ich mein neues Studium jetzt rundum optimistisch angehen kann.“

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