„Spiel doch mal für uns, Ruth!“, wünschen sich die Mitbewohner, wenn Ruth Jung (91) mit ihrer Mundharmonika im Foyer vom Kursana Domizil Bremen auftaucht.©Kursana

 
11.02.2018

„Man muss das Gute im Leben sehen“

Mit ihrer positiven Lebenseinstellung schafft es Ruth Jung (91), ihre Mitbewohner im Kursana Domizil Bremen mitzureißen.

Wer das Kursana Domizil in Bremen-Nord besucht, wird manches Mal gleich im Foyer mit einem Ständchen begrüßt. Gern sitzen die Senioren im gemütlichen Empfangsbereich beisammen, singen zusammen ein Lied oder lauschen dem Mundharmonika-Spiel von Bewohnerin Ruth Jung, die immer in ihrer Mitte ist. „Ich sporne die anderen gern an“, sagt die 91-Jährige, die seit knapp einem Jahr in der Senioreneinrichtung wohnt und durch ihre positive Lebenseinstellung auffällt. „Ich sage immer: Solange der Geist klar ist, kann man sein Leben gestalten. Auch im Alter gibt es keinen Grund, Trübsal zu blasen.“

Der lebensfrohen Seniorin ist es gelungen, die Erfahrungen von Weltkrieg, Flucht und kargen Jahren des Wiederaufbaus positiv für ihr Leben zu nutzen. „Ich habe gelernt, aus Nichts etwas zu machen. Das hat mich geprägt“, erzählt Ruth Jung. Ihr Pflichtjahr hat sie in Wernigerode im Harz absolviert und dort als Beiköchin in einem größeren Betrieb gearbeitet. „Es gab nicht viel, also habe ich mir Rezepte ausgedacht und ihnen schöne Namen gegeben. Meine `Beamtenstippe´ war sehr beliebt“, erinnert sie sich lächelnd.

Nach dem Krieg ist sie zu ihrer Familie nach Bremen-Blumenthal gezogen und hat lange Jahre den Gemüsestand in einem Lebensmittelgeschäft in Rönnebeck betreut. Hier hat sie ihren späteren Mann kennengelernt, und in Rönnebeck hat die  Familie viele Jahre im selbst erbauten Haus gelebt. Nach einem Oberschenkelhalsbruch im vergangenen Jahr konnte die verwitwete dreifache Mutter Haushalt und Garten nicht mehr allein bewältigen und zog in die Senioreneinrichtung.

„Ich habe hier zwei Nächte lang um meinen schönen Garten geweint, dann hatte ich den Verlust überstanden“, sagt Ruth Jung. „Man muss das Gute im Leben im Leben sehen: Hier wird uns viel geboten, und ich nehme an allen Veranstaltungen im Haus teil. Außerdem hat mir das Singen mein Leben lang geholfen, Freude zu empfinden.“ Im Kursana Domizil hat sich Ruth Jung zur Aufgabe gemacht, ihre Mitbewohner mit Gesang und Mundharmonika aufzuheitern und Schwächere zu unterstützen. Dabei liegt ihr fern, sich als etwas Besonderes zu sehen. „Ich bin einfach dankbar für jeden Tag, den ich hier so gut aufgehoben verbringen  kann. Von dieser Freude gebe ich anderen gern etwas ab“, meint sie bescheiden.

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