Klaudia Helt (4. von rechts) und ihre Senioren-Sänger kamen beim Auftritt im Domizil gut an. Copyright: Kursana.

 
13.04.2015

Senioren singen mit Senioren

Die Senioren-Sänger brachten mit ihren Volksliedern viel Freude ins Kursana Domizil Bremen.

In Klaudia Helt steckt schauspielerisches Talent: Mit einem Lächeln auf den Lippen gibt sie beim Auftritt der Senioren-Sänger im Kursana Domizil Bremen vor, ihr sei der Titel des Liedes „Hoch auf dem …“ entfallen.  „Gelben Wagen!“, rufen die Bewohner der 68jährigen zu und stimmen gut gelaunt und absolut textsicher in das bekannte Volkslied ein. Immer wieder animiert die Hobby-Sängerin auf spielerische Art die alten Menschen zum Mitsingen, und so gibt es am Ende des ersten Auftritts der Senioren-Sänger im Restaurant der Senioreneinrichtung nur strahlende Gesichter.

„Wir nehmen selbst viel Freude von unseren Auftritten mit nach Hause“, sagt Klaudia Helt, die 2010 die ehrenamtlich tätige Gesangsgruppe, deren Mitglieder allesamt selbst im Seniorenalter sind, mit gründete. Als die ehemalige Erzieherin vor neun Jahren in den Ruhestand ging, war ihr klar: „Zuhause sitzen geht gar nicht.“ Klaudia Helt, die seit zwei Jahren im Gospelchor „New Schwanewede“ singt, begann umgehend damit, sich als Sing-Patin weiter in ihrer ehemaligen Kita in Bremen-Nord zu engagieren. Als die Mutter eines Chor-Kollegen in einer Senioreneinrichtung zur Kurzzeitpflege war, erklärte sie sich gleich bereit, die alte Dame mit einem Ständchen aufzumuntern.

„Dabei war unser Gesang durch die offene Zimmertür auch für die Mitarbeiter und andere Bewohner zu hören“, erinnert sie sich. „Wir bekamen so viel Zuspruch, dass die Idee für die Senioren-Sänger geboren wurde.“ Anfangs waren sie zu dritt, mittlerweile gehören 14 Sänger und ein Gitarrist zum festen Stamm der Gruppe. Keiner hat eine Gesangsausbildung, aber alle singen mit großer Leidenschaft privat in einem Chor. Durch Mundpropaganda gab es immer mehr Anfragen, so dass die Senioren-Sänger mittlerweile alle zwei Wochen auftreten und in einem Dutzend Senioreneinrichtungen im Bremer Raum gern gesehene Gäste sind.

„Genauso wie bei Kindern kann man auch für die alten Menschen die Lieder nicht einfach nur heruntersingen“, sagt Klaudia Helt. „Man muss Lebensfreude transportieren und sie auf spielerische Art ansprechen. Dann öffnen sich die Herzen, und es können kleine Wunder geschehen.“ Bewegt erzählt die Bremerin davon, dass auch dementiell Erkrankte sich durch die Musik wieder an verloren geglaubte Texte erinnern. Es wird geschunkelt, geklatscht und einmal sprang sogar ein Bewohner begeistert auf, um mit Klaudia Helt zu den vertrauten Klängen zu tanzen. Oder es kommt vor, dass bei Liedern wie „Wo die Nordseewellen“ Erinnerungen an die Heimat oder schöne Urlaube wachgerufen werden. Und dann können schon mal Tränen fließen.

„Keiner von uns hatte früher vor, ein Ehrenamt zu übernehmen“, sagt Klaudia Helt. „Jetzt können wir uns unsere Freizeit ohne das Singen für Senioren gar nicht mehr vorstellen. Wir werden immer schon sehnsüchtig erwartet und haben so viel Spaß – das ist Freude pur.“

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