Else Hollwege (88,l.) und Wilfriede Schurig (79) aus dem Kursana Domizil Bremen basteln Willkommensherzen zur Begrüßung der Flüchtlinge. ©Kursana

 
26.11.2015

Willkommensfest für Flüchtlinge

Die Senioren aus dem Kursana Domizil Bremen luden Mütter und Kinder aus einer Flüchtlingsunterkunft in Bremen-Nord ein.

Die Einladung, die an die Mütter in der Flüchtlingsunterkunft in der Johann-Lange-Straße in Bremen-Nord geschickt wurde, war mit Hilfe einer Dolmetscherin auf Arabisch formuliert worden. In ihren Bastelgruppen hatten die Senioren extra jede Menge rote Willkommensherzen angefertigt, um ihre Gäste herzlich zu begrüßen. Jetzt standen Kaffee und Waffelteig bereit, und die Spannung unter den Bewohnern im Kursana Domizil Bremen war groß: Wer würde zu ihrem Willkommensfest in die Senioreneinrichtung kommen?

„Eine junge Frau aus Somalia und drei Frauen aus Syrien mit ihren Kindern haben uns besucht“, erzählt Bewohnerin Else Hollwege (88). „Als wir alle zusammen an einer langen Tafel Platz genommen hatten, war das Eis schon gebrochen. Ich hatte den Eindruck, dass sich unsere Gäste bei uns wohl gefühlt haben.“ Im Mittelpunkt des Treffens stand das gegenseitige Kennenlernen. Da außer der zwölfjährigen Schülerin Melek keine der Frauen Deutsch sprechen konnte, übersetzte Betreuungskraft Claudia Stradomsky die Fragen der Bewohner ins Englische: Wie sind Sie untergebracht? Fühlen Sie sich wohl in Deutschland? Was haben Sie erlebt? „Die Frauen gingen freundschaftlich miteinander um, da sie in der Unterkunft in benachbarten Zimmern leben und gemeinschaftlich die Küche und das Bad benutzen“, erzählt Claudia Stradomsky. „Alle sind schon einige Monate in Deutschland und dankbar, dass sie bei uns in Sicherheit leben können.“

Eine Frau, die mit ihrem dreijährigen Sohn die syrische Grenzstadt Kobane verlassen hat, schilderte ihre Erlebnisse mit IS-Terrormilizen und ihre Flucht über die Türkei. Die junge Frau aus Somalia, die im April ein Kind erwartet, erzählte von der hohen Kindersterblichkeit in ihrer Heimat. Sie freut sich, dass sie ihrem Baby in Deutschland bessere Chancen bieten kann. „Die vier sind ganz normale Frauen, die das Leben ihrer Kinder schützen wollen. Alle sind aus großer Not geflohen“, meint Else Hollwege, die sich erinnert fühlte an die Schicksale vieler Frauen ihrer Generation, die am Ende des Zweiten Weltkrieges mit ihren Kindern aus den Ostgebieten geflohen sind. „Uns geht es gut, wir sollten den Flüchtlingen offenherzig begegnen.“

Während sich der kleine Junge aus Kobane begeistert den Lego-Steinen widmete und die zwölfjährige Melek beim Waffelbacken half und den Bewohnern servierte, waren ihre Mütter auch am Lebensalltag ihrer Gastgeber interessiert. „Da sie aus ihrer Heimat keine Senioreneinrichtungen kennen, wollten sie wissen, warum die alten Menschen hier nicht bei ihren Familien leben“, sagt Claudia Stradomsky. „Doch wenn die Kinder berufstätig sind oder weiter entfernt leben, ist das oft nicht machbar.“

Am Ende freuten sich die Gäste über selbstgestrickte Strümpfe, warme Winterkleidung und Spielzeug, das die Bewohner und Mitarbeiter des Domizils für die Familien gesammelt hatten. „Die Frauen versprachen, bald wiederzukommen“, sagt Else Hollwege. „Und beim nächsten Besuch wollen sie auch schon ein bisschen deutsch mit uns sprechen.“ Zum geplanten Treffen in der Vorweihnachtszeit wollen die Senioren für die Flüchtlingsfamilien Kekse backen. „Und dann wollen wir davon erzählen, wie bei uns traditionell Weihnachten gefeiert wird“, freut sich die alte Dame.

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