Mit Leckerbissen wie einem geräucherten Aal macht Siegfried Dansauer (58) seiner demenziell erkrankten Mutter Lieselotte (87) im Kursana Domizil Bremen oft eine Freude. ©Kursana

 
16.10.2017

„Wir haben zusammen viele gute Momente.“

Mit seinen täglichen Besuchen im Kursana Domizil Bremen gibt Siegfried Dansauer (58) seiner demenziell erkrankten Mutter Lieselotte Dansauer (87) großen Halt.

Es gibt Tage, da weiß Lieselotte Dansauer (87), dass sie ihrem Sohn Siegfried gegenüber sitzt. An anderen Tagen hält sie den 58-Jährigen für ihren verstorbenen Ehemann Günther, und manches Mal spricht sie ihn auch mit „Christian“ an. „Keiner in der Familie kennt jemanden aus Mutters Umfeld, der so heißt. Vermutlich handelt es sich bei ihm um eine Jugendliebe“, erzählt Siegfried Dansauer, der seine demenziell erkrankte Mutter täglich im Kursana Domizil Bremen besucht. „Anfangs habe ich in solchen Fällen beharrlich darauf hingewiesen, dass ich ihr Sohn Siegfried bin. Seit ich gelernt habe, solche Situationen einfach laufen zu lassen und liebevoll auf meine Mutter einzugehen,  kommen wir beide viel besser miteinander klar.“
Die enge Bindung zu seiner Mutter erklärt der Bremer Junggeselle damit, dass er schon immer ein „Mutterkind“ gewesen sei. Nach dem Tod seines Vaters vor sechs Jahren wurde Siegfried Dansauer, der bis heute im Elternhaus in Aumund lebt, zur wichtigsten Bezugsperson seiner Mutter. Stück für Stück übernahm er damals mehr Verantwortung für Haushalt und Garten. „Meine Mutter wurde zunehmend lustloser und vergesslich. Schließlich schaffte sie es nicht mehr, für sich zu kochen“, erinnert sich der Bremer, der seit bald zwanzig Jahren in der Kleinteilproduktion eines Autoherstellers im Nachtdienst arbeitet. „Ein Arzt hat dann eine beginnende Demenz diagnostiziert und mir eine Vorwarnung gegeben, wie sich die Krankheit entwickeln könne.“ Als die an Osteoporose leidende Seniorin vor knapp zwei Jahren mit einem Beckenbruch ins Krankenhaus kam, verschlimmerte sich Lieselotte Dansauers Gesundheitszustand rapide. Nach einem Aufenthalt zur Kurzzeitpflege zog die Seniorin auf dem beschützten Wohnbereich für demenziell Erkrankte im Kursana Domizil in Bremen-Nord ein.
„Bei allen Veränderungen zeichnet sich meine Mutter bis heute durch ihre offene Einstellung und ihr freundliches Wesen aus. Wir haben zusammen viele gute Momente, das macht vieles leichter“, sagt Siegfried Dansauer, der den Rollentausch mittlerweile mit Bravour meistert. Heute umsorgt er seine Mutter, macht ihr mit Blumen, Obst und anderen Leckereien täglich eine Freude, organisiert Ausflüge und fährt mit ihr zum Bummeln in die Innenstadt, wo beide auch mal einen Schoppen Wein genießen. Als Fußballfan versäume er zwar kein Spiel von Werder Bremen, und auch dem Angeln sei er treu geblieben. Doch der Kontakt zu Freunden komme durch die enge Begleitung der Mutter derzeit oft zu kurz, gibt Siegfried Dansauer zu. „Trotzdem ist für mich selbstverständlich, dass ich meiner Mutter jetzt  die Liebe zurückgebe, die ich als Kind in meinem Elternhaus bekommen habe.“

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