Viktoria Deshko ist dankbar, dass die Senioren sowie das Kursana-Team sie so herzlich aufgenommen haben.

 
12.03.2023

Sie ist dankbar für die Sicherheit

Bruchköbel. Die Aufnahme von geflüchteten Menschen stellt Staat und Gesellschaft vor große Herausforderungen, da die Unterbringung in großen Gemeinschaftsunterkünften nur vorübergehend sein sollte und Wohnraum knapp und teuer ist. Doch bei der Integration insbesondere von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine gibt es viel Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern, die Menschen aufnehmen oder ihnen helfen, sich in der fremden Umgebung zu orientieren. Auch viele Unternehmen leisten einen wertvollen Beitrag, indem sie Geflüchtete beschäftigen. Im Kursana Domizil in der Bahnhofstraße ist seit ein paar Monaten Viktoria Deshko beschäftigt. Sie ist mit ihrer Tochter in den Main-Kinzig-Kreis gekommen. „Ich bin dankbar, dass ich arbeiten darf und dass die Senioren sowie das Kursana-Team mich so herzlich aufgenommen haben“, sagt die Pflegeassistentin.

Die Gedanken an ihre Heimat, wo russische Angriffe Menschen töten und alles zerstören, sind täglich präsent, doch Viktoria Deshko hat es sich langsam abgewöhnt, sich ständig im Fernsehen oder auf ihrem Handy mit den schrecklichen Nachrichten und Bildern zu beschäftigen. Das mache mürbe, es frustriere und nehme die Kraft, um hier in Deutschland Fuß zu fassen und zuversichtlich den Alltag zu meistern, übersetzt Julia Mastiukova, die als Pflegefachkraft ebenfalls im Kursana Domizil Bruchköbel beschäftigt ist und schon vor vielen Jahren aus der Ukraine nach Deutschland kam.
Den Blick zurück in ihre Heimatstadt wagt Viktoria Deshko nur kurz: Sirenen, Bomben, Explosionen, das Gebäude, in dem sie wohnte, wurde bei einem Angriff zerstört, die Region von den Russen eingenommen und besetzt. Es ging um Leben und Tod, die Flucht sei nicht einfach gewesen, doch die Hoffnung auf ein sicheres Leben für sie und ihre Tochter hätten sie vorangetrieben.
Über den Alltag in einer Gemeinschaftsunterkunft sowie die Probleme mit den komplizierten Formularen der Behörden möchte sie sich nicht beschweren. Sie sei froh, ein Dach über dem Kopf und eine Beschäftigung zu haben, noch dazu so eine sinnvolle Aufgabe in der Pflege und Betreuung der Senioren, sagt die 43-Jährige in gebrochenem Deutsch. Die Sprache, der sie sich in Online-Kursen näherte, wird immer besser, auch weil sie im Kursana Domizil durch die Gespräche mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie dem Team ständig dazu lernt.
„Seniorenheime kennen wir in der Ukraine eigentlich nicht. Bei uns leben Oma und Opa in ihren Familien“, sagt die gelernte Bankkauffrau und ergänzt, dass die soziale Arbeit zuhause traditionell von Frauen geleistet werde. Im Kursana Domizil sei das aber auch wie eine große Familie. „Jeder Mensch ist einzigartig. Die persönliche Lebensgeschichte und Individualität werden beachtet und jeder so angenommen wie er ist“, so Viktoria Deshko. Sie sehe, dass das Leben in der Gemeinschaft einer Senioren-Einrichtung, das soziale Miteinander mit all den Angeboten und dem Service für viele der beste Weg sei.
„Ich bin beeindruckt von der herzlichen Atmosphäre im Haus, von dem vertrauensvollen und offenen Dialog. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen die Beschäftigungsmöglichkeiten im Kursana Domizil gern nutzen, ihre Freiräume genießen und ihnen viel Lebensqualität gegeben wird“, sagt Julia Mastiukova in den Worten von Viktoria Deshko. Sie ist als Pflegeassistentin eingesetzt, unterstützt die Kolleginnen in der Grundpflege und erleichtert den Senioren in vielen Bereichen ihren selbstbestimmten Alltag in der sozialen Hausgemeinschaft.
Auf die Frage, wie es weitergeht, wie lange sie bleiben wird, weiß Viktoria Deshko im Moment keine Antwort. „Weiter Deutsch lernen und sich auf die Arbeit konzentrieren“, sagt sie. Die Entwicklungen in der Ukraine werden ihre Zukunft bestimmen, doch jetzt freue ich sich erst einmal auf die Senioren. „Das ist meine Aufgabe, da kommt viel Dankbarkeit zurück. Das tut gut.“
 

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