Bewohner Günter Möller (91) aus dem Kursana Domizil Buchholz weiß die zugewandte Art der Auszubildenen Shirin Rennekamp (20) zu schätzen. ©Kursana

 
14.04.2021

Dankbar für die „Schule des Lebens“

Abiturientin Shirin Rennekamp (20) hat durch einen Job in der Altenpflege ihren Traumberuf gefunden. Jetzt macht die Buchholzerin die generalisierte Ausbildung zur Pflegefachfrau.

„Wenn Shirin im Dienst ist, geht bei uns die Sonne auf“, sagt Günter Möller (91) und zaubert mit seinem Kompliment ein Strahlen in die Augen der Auszubildenden, die ihm mit FFP2-Maske gegenübersitzt. Konzentriert misst Shirin Rennekamp bei dem Bewohner im Kursana Domizil Buchholz den Blutzuckerspiegel. „Achtung, jetzt gibt es einen kleinen Piks“, sagt die 20-jährige Buchholzerin, die im August vergangenen Jahres in die dreijährige generalisierte Ausbildung zur Pflegefachfrau gestartet ist. Dass die Abiturientin an der Gesundheitsfachschule bisher in ihren Klausuren nur Einsen geschrieben hat, wundert Günter Möller nicht. „Shirin ist wissbegierig und ihrem Alter voraus. Es ist schon einmalig, dass ein junger Mensch wie sie so viel Einfühlungsvermögen besitzt“, sagt er.

Dabei war der heute so zielstrebigen jungen Frau am Ende der Schulzeit gar nicht klar, welchen Weg sie einschlagen möchte. Shirin Rennekamp wünschte sich einen abwechslungsreichen Beruf, bei dem sie nicht im Büro sitzen würde. Dass sie schon als kleines Mädchen beim Spielen mit den beiden älteren Schwestern am liebsten in die Rolle der Krankenschwester geschlüpft ist, hatte sie bei ihren Überlegungen völlig vergessen. Um erst einmal Geld zu verdienen, bewarb sie sich im Oktober 2019 für einen Job als Pflegehelferin im Domizil in ihrer Nachbarschaft. „Bei der Arbeit habe ich erlebt, dass schon kleine Gesten der Unterstützung eine große Wirkung haben und das Leben des Bewohners in diesem Moment so viel besser machen können. Dafür habe ich unendlich viel Dankbarkeit von den Menschen bekommen. Gerade durch Corona ist eine große Verbundenheit mit den Bewohnern entstanden“, sagt Shirin Rennekamp. „Ich bin so dankbar, dass ich hier eine Arbeit kennengelernt habe, die für mich Sinn macht und bei der ich eine tolle Zukunftsperspektive habe.“

Vor allem die Vielseitigkeit der generalisierten Pflegeausbildung hat Shirin Rennekamp überzeugt: Die Lerninhalte reichen von Anatomie bis zu Kommunikation, daneben werden allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Politik und Englisch unterrichtet. Neben der Senioreneinrichtung wird sie Berufspraxis bei einem ambulanten Dienst, in einem Krankenhaus, einer Kita und in der Psychiatrie sammeln und vielleicht sogar ein Auslandspraktikum machen können. „Es ist großartig, dass ich so viel ausprobieren und mich dabei immer besser kennenlernen kann“, sagt Shirin Rennekamp, die die Lebensbegleitung von Senioren in der Altenpflege als „Schule des Lebens“ empfindet. „Die Erfahrungen hier haben mich verändert. Ich habe gelernt, dass hinter jedem Menschen eine Geschichte steckt, die sein Handeln bestimmt. Heute habe ich mehr Verständnis für andere, und ich empfinde angesichts der Vergänglichkeit des Lebens viel mehr Wertschätzung für die kleinen Dinge des Alltags.“

Wohnbereichsleiterin Marion Wittenburg weiß an ihrer jungen Mitarbeiterin zu schätzen, dass es Shirin Rennekamp mit ihrer Offenheit und Zugewandtheit gelingt, auch schwierige Senioren für sich zu gewinnen. „Shirin hat nie schlechte Laune und so viel Power. Man möchte sie am liebsten wie eine eigene Tochter in den Arm nehmen“, meint die 58-Jährige. „Mit ihren tollen langen Haaren als ihrem Markenzeichen hat sie sich hier bei allen Bewohnern eingeprägt.“ Günter Möller berichtet davon, dass Shirin Rennekamp einmal sogar für alle Senioren auf dem Wohnbereich Pflaumenkuchen gebacken hat. Ihm persönlich hat sie mit einer Karte dafür gedankt, dass er „immer so lieb, verständnisvoll und humorvoll ist und ihr damit oft den Tag versüßt“, erzählt er und strahlt.

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