Bewohnerin Barbara Tietjen (94) und Pflege-Azubi Martina Forster (45) wagen beim Senioren-Karaoke ein Tänzchen. ©Kursana

 
28.06.2016

Lebensfreude beim Senioren-Karaoke

Mit 45 Jahren beginnt Martina Forster im Kursana Domizil Buchholz die Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin.

Zwei Dutzend Senioren sitzen vor einem Fernsehbildschirm, auf dem die „Hitparade“ von 1973 läuft. Gerade singt das Duo Cindy & Bert seinen Hit „Immer wieder sonntags“. Auf dem Bildschirm läuft der Text zum Mitsingen, doch noch sind die Bewohner vom Kursana Domizil Buchholz an ihrem Karaoke-Nachmittag nicht so recht in Stimmung. Der guten Laune von Pflege-Azubi Martina Forster tut das keinen Abbruch: Die 45-Jährige tanzt durch die Reihen, geht vor Bewohnern in die Hocke und singt sie gut gelaunt an. Ihrer Lebensfreude kann hier keiner lange widerstehen, und schon stimmen die ersten mit ein.

„Ich genieße diese Arbeit“, sagt die dreifache Mutter, die nach einem turbulenten Leben mit vielen verschiedenen Jobs hier vor vier Wochen ihre Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft begonnen hat. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich alte Menschen mit meiner Energie anstecken kann. Ich kann gut nachempfinden, was mein Gegenüber braucht und habe große Freude dabei, wenn ich durch Beharrlichkeit selbst harte Nüsse knacken kann.“

Den Traum ihrer Jugend, Friseurin zu werden, musste Martina Forster wegen starker Allergien im zweiten Lehrjahr  aufgeben. Sie schloss eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau an und leitete die Filiale eines Discounters, bis ihr der Stress zu viel wurde. Nach diversen Jobs in der Gastronomie begann sie vor sieben Jahren, bei einem ambulanten Dienst als Pflegehelferin zu arbeiten. „Ich war damals auf der Suche nach Mitgefühl“, sagt sie. „Ich bin in einer Familie groß geworden, in der das ein knappes Gut war. Durch meine Kinder habe ich gelernt, wie gut es tut, liebevoll und positiv miteinander umzugehen.“

Um mehr Verantwortung übernehmen zu können, entschied sich Martina Forster jetzt, die berufsbegleitende Ausbildung zur examinierten Fachkraft nachzuholen. Sie bewarb sich in mehreren Pflegeeinrichtungen, im Kursana Domizil Buchholz stimmte für sie von Anfang an die Chemie. „Hier ist der Umgang miteinander achtsam und wertschätzend, hier habe ich Spaß und Action – das ist genau richtig für ein Arbeitstier wie mich“, sagt sie. Nach Abschluss der Ausbildung, die  wegen ihrer Vorerfahrung auf zwei Jahre verkürzt ist, kann sich Martina Forster vorstellen, sich auf Palliativpflege Sterbender zu konzentrieren: „Weil ich heute weiß, dass es nie zu spät ist, neue Wege zu gehen. Man kann sich in jedem Moment seines Lebens dafür entscheiden, sich zu öffnen und Glück zu empfinden.“

Beim Karaoke ist es Martina Forster inzwischen gelungen, die Bewohner in Stimmung zu bringen: Es wird gesungen, geklatscht und gelacht. Barbara Tietjen (94) hält es nicht mehr auf ihrem Stuhl. Die alte Dame, die ihr Leben lang gern getanzt hat, wagt im Arm von Martina Forster sogar ein kleines Tänzchen. Am Ende der Veranstaltung leuchtet die Pflegerin mit ihren Senioren um die Wette. „Das ist ja das Schöne an diesem Beruf“, sagt sie ein wenig atemlos. „Die Freude der Bewohner strahlt auch auf mich zurück.“

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