Durch die gemeinsame Arbeit am „Nestelkissen“ mit Betreuungskraft Ingrid Wichmann an ihrer Seite hat sich die 96-jährige neue Bewohnerin gut im Kursana Domizil Buchholz eingelebt. ©Kursana

 
03.05.2021

Neustart mit Näh-Projekt

Das kreative Gestalten von „Nestelkissen“ für ihre demenziell erkrankten Mitbewohner erleichterte einer 96-Jährigen die Eingewöhnung ins Kursana Domizil Buchholz.

Als Ingrid Wichmann (62), Mitarbeiterin der sozialen Betreuung im Kursana Domizil Buchholz, eine neu eingezogene Bewohnerin um Hilfe für ihr „Nestelkissen-Projekt“ bat, war die 96-Jährige gleich von der Idee begeistert. Über zwei Monate gestalteten die Frauen, die beide leidenschaftlich gern handarbeiten, gemeinsam zwei Kissen für die demenziell erkrankten Bewohner im Haus, die Erinnerungen an frühere Bewegungsabläufe wecken sollen:  Da können Reißverschlüsse gezogen, Knöpfe geknöpft und Kordeln geflochten werden. Aufgenähte Spitzenborte lädt zum Tasten ein, beim Verschieben von Kugeln in einem Stoffschlauch kann Unruhe abgebaut werden. Was später zur Beschäftigung und Aktivierung demenzkranker Bewohner eingesetzt werden soll, diente jetzt auf spielerische Weise dem Kennenlernen und der Eingewöhnung der neuen Bewohnerin in der Senioreneinrichtung.

„Es ist ein echter Glücksfall, wenn es so gut passt und sich ein Kontakt auf Augenhöhe entwickeln kann“, sagt die ausgebildete Schneiderin Ingrid Wichmann, die vor der Geburt ihrer Kinder als Direktrice für Designerin Jil Sander gearbeitet hat und seit zwölf Jahren als Betreuungskraft im Domizil tätig ist. „Wir sprechen über unser Näh-Projekt, aber natürlich nehme ich dabei Stimmungen bei meinem Gegenüber wahr. Da die neue Bewohnerin einige Teile wie den Taschenbeutel eines alten Sommerkleides aus ihrem Bestand beigesteuert hat, fanden wir immer wieder einen Anlass, über ihre Biografie zu sprechen. So ist eine große Nähe zwischen uns entstanden.“

Die hochbetagte Hobby-Schneiderin, die bis heute gern strickt und näht, brachte nicht nur Material und zahlreiche Ideen ein, sondern überraschte Ingrid Wichmann auch mit akkurat von Hand genähten Knopfleisten. Auch wenn beim Kontakt die geltenden Abstands- und Hygieneregeln berücksichtigt werden mussten, beschreibt die Betreuungskraft das Kennenlernen als frei von jeder „Corona-Schwere“. „Durch unser Projekt hat sich die neue Bewohnerin gut bei uns eingelebt“, sagt Ingrid Wichmann zufrieden. „Ich weiß an meiner Arbeit zu schätzen, dass immer der Mensch im Mittelpunkt steht.“

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