Volker Moravec, hier im Bild mit Bewohnerinnen des Kursana Domizils, geht in seiner Arbeit mit den Senioren auf.

 
30.10.2021

In der Krise hat er die Chance genutzt

Büdingen. Die Pandemie hat manche Unternehmen hart getroffen: Vor allem die Gastronomie, die Hotellerie sowie die Künstler- und Eventbranche haben wegen des Lockdowns arg gelitten. In jeder Krise steckt aber trotz Kurzarbeit und geschlossenen Geschäften auch eine Chance. Volker Moravec hat im vergangenen Herbst viel darüber nachgedacht, wie ein sicherer Arbeitsplatz, der ihm auch weiterhin Zufriedenheit bringt, aussehen könnte. „Wo werden auch in Krisenzeiten Leute gebraucht und was macht mir Freude?“, fragte sich der gelernte Physiotherapeut aus Büdingen und fand eine Antwort: Im Kursana Domizil in der Hannerstraße betreut er heute Senioren.

Zunächst hatte er in der Pflegeeinrichtung einen befristeten Minijob, denn beide Seiten mussten sich erst einmal kennenlernen. „Ich habe vorher in einem Fitness-Studio gearbeitet, doch das war wegen Corona lange Zeit geschlossen. Ich bin froh, dass ich hier eine Chance bekommen habe“, sagt der 56-Jährige. Sein Job an der Pforte der Pflegeeinrichtung war ein Türöffner. „Am Empfang kommen alle Leute vorbei, deswegen habe ich schnell viele Bewohner, Beschäftigte und Angehörige kennengelernt“, sagt Moravec.
Mitten in der Krise während der dritten Corona-Welle überflutete Ende Januar das Hochwasser viele Gebäude in der Büdinger Innenstadt. Für den Fitnesstrainer war klar, dass er jetzt mitanpacken und vieles in Bewegung setzen kann, um die Menschen aus der Gefahrenzone in Sicherheit zu bringen. Das Kursana Domizil musste evakuiert werden. Doch der Arbeitsplatz von Volker Moravec wurde wegen der Überschwemmung nicht überflüssig. Die Senioren sind von anderen Kursana Domizilen aufgenommen worden. Er hat dann die Pflegefachkräfte sowie weitere Kolleginnen und Kollegen aus Büdingen mit dem Kleinbus zu den anderen Häusern zur Arbeit gefahren und wieder abgeholt.
„Ich habe hier im Haus schnell gespürt, wie sinnvoll die Arbeit mit Senioren ist. Das erfüllt mich.“ Berührungsängste hatte der gelernte Masseur nie. Er hat schon immer hautnah mit Menschen gearbeitet. Im Kursana Domizil fühle er sich heute zuhause. Mit seiner freundlichen und empathischen Art haben die Senioren ihn ins Herz geschlossen. Vor allem von alteingesessenen Büdingern wurde er freundlich aufgenommen. Da er sein Leben lang in der Stadt wohnt, kennt er einige Menschen in der Pflegeeinrichtung und sie ihn oder seine Familie. „Meine Großmutter Edelgard war viele Jahre Hebamme, mein Onkel Optiker und mein Vater Handwerkermeister, deshalb ist meine Familie auch so bekannt hier“, sagt Volker Moravec.
Durch seine berufliche Kompetenz, seinen respektvoller Umgang mit den älteren Menschen und sein besonderes Engagement in der Krise hat er das erreicht, was er vor knapp einem Jahr im Sinn hatte: einen sicheren Arbeitsplatz, der Freude schafft. „Von den Senioren kommt so viel Dankbarkeit zurück. Das ist hier ein Geben und Nehmen. Besser hätte ich es nicht treffen können“, sagt einer, der in der Krise gewachsen ist. 
Seit Juli 2021 hat Volker Moravec im Kursana Domizil eine Festanstellung und arbeitet als Leiter der Sozialen Betreuung. „Ich will in das Aktivitätenprogramm der Senioren noch mehr Vielfalt reinbringen“, sagt er. Als Fitnesstrainer hat er bereits Gymnastikstunden übernommen, Ausflüge in die historische Innenstadt und die Umgebung von Büdingen sollen folgen. „Außerdem werden wir verstärkt Angebote vertiefen, die das Gedächtnis trainieren und Erinnerungen auffrischen. Da gibt es viele Möglichkeiten“, sagt Volker Moravec und blickt aus dem Fenster hinüber zur Stadtschule, dem 121 Jahre alten Gebäude mit dem gelben Türmchen und der großen Uhr auf dem Dach. Ihm ist, als schließe sich mit seiner neuen Aufgabe im Kursana Domizil ein Kreis. „Dort drüber bin ich eingeschult worden“, sagt Volker Moravec.

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