Praktikant Mohammad Reza Mohamadi arbeitet als Helfer in der Altenpflege. Die Senioren – wie hier Gisela Kirchner – mögen ihn, und er hofft, dass er eine Ausbildung machen kann.

 
13.01.2019

Er begegnet Senioren mit viel Empathie

Dreieich. Um den Fachkräftemangel in Pflegeberufen zu lindern, werden in den nächsten zehn Jahren landesweit mindestens 7.000 Altenpfleger mehr gebraucht. Die Pflege und Betreuung von Senioren sollten Menschen übernehmen, die mit Herz und Seele dabei sind und die die nötige Empathie mitbringen. Über diese Soft Skills und Kompetenzen verfügt Mohammad Reza Mohamadi. Der 26-jährige Mann aus Afghanistan absolviert seit ein paar Monaten ein Praktikum im Kursana Domizil Dreieich und ist bei der älteren Generation äußerst beliebt.

„Seine Mitarbeit ist für beide Seiten ein Gewinn. Reza macht die Beschäftigung Spaß. Er verbessert weiter sein Deutsch und von unseren Bewohnerinnen und Bewohnern kommt viel Lob. Er ist einfühlsam, zuvorkommend und allseits beliebt“, sagt Jana Kirchner, Direktorin der Pflegeeinrichtung in der Eisenbahnstraße. Das klingt nach einem Paradebeispiel von Integration. „Ich fühle mich wohl hier“, sagt Reza, wie ihn im Kursana Domizil alle nennen. Dass er beruflich eine Aufgabe gefunden hat, in der er voll aufgeht, war lange nicht so.

Zuvor hat er eine Ausbildung als Maler- und Lackierer begonnen, doch schon bald gemerkt, dass der anfängliche Glanz vom Berufsbild schnell matt wurde. Reza bewies Mut und ließ den Job fallen, bevor er mit einer neuen Bewerbung anderswo Erfolg hatte. Die Chance, bei Kursana in der Altenpflege Erfahrungen zu sammeln, kam erst später und war ein Glücksgriff, wie sich jetzt herausstellt.

Eigentlich stammt Reza aus Afghanistan, doch wie viele Menschen aus dem von Krieg und Terror geschundenen Land, hat er von seiner Heimat nicht viel gesehen. Seine Familie musste in den Iran flüchten, dort wuchs Reza mit den Eltern, vier Brüdern und zwei Schwestern auf, und dort hat er heute Frau und Kind. Nach sechs Semestern Business-Management-Studium an der Uni machte er sich auf in die Fremde. Die lebensgefährliche Tour führte ihn wie Tausende andere Flüchtlinge übers Mittelmeer, wo das Boot zerbrach und einige Menschen ertranken. Er trieb fünf Stunden im Wasser, konnte gerettet werden und landete dann im November 2017 mit der großen Welle von Geflüchteten im sicheren Hafen Deutschland. Er sagt, er sei dankbar, dass er hier aufgenommen und unterstützt wird.

Jetzt hofft Reza, dass das, was theoretisch Sinn macht – hier vakante Ausbildungsplätze in der Altenpflege und dort jemand, der für den Beruf geeignet ist – auch in der Praxis zusammenpasst. Reza spricht bereits gut Deutsch und möchte sich weiterqualifizieren. Jeden Tag fährt er jetzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Sulzbach, wo er in einer Gemeinschaftsunterkunft wohnt, zum Kursana Domizil Dreieich und zurück. Über seinen Asylbewerberantrag ist noch nicht entschieden. Für die Zukunft hat Reza zwei große Wünsche: Die Ausbildung beginnen und eines Tages seine Frau und seinen zweieinhalbjährigen Sohn in die Arme nehmen.

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