Philipp Schultz

 
09.04.2021

Ein neugieriger Optimist

Philipp Schultz wurde kurz vor seinem 30. Geburtstag neuer Pflegedienstleiter, sagt von sich, dass er eine studierte Krankenschwester sei und ist vor allem ein unerschütterlicher Optimist.

Philipp Schultz sagt „Ich bin eine studierte Krankenschwester“. Der junge Mann interpretiert also das beliebte gendern auf seine humorvolle Art. Korrekt verbirgt hinter dieser Berufsbezeichnung, die jeder versteht, eine duales Studium Pflegemanagement/Pflegewissenschaft an der Hochschule Neubrandenburg. Vor wenigen Wochen ist er Pflegedienstleiter im Kursana Domizil Greifswald geworden – und das kurz vor seinem 30. Geburtstag. Hut ab! Es ist wohl neben der fachlichen Qualifikation seine optimistische, fröhliche Ausstrahlung, die ihn auszeichnet und ihn beliebt macht. Mitten im Gespräch kommt eine Kollegin und reicht ihm ein Papier. Sein Name ist falsch geschrieben. Er grinst, macht einen Scherz und schon ist aus dem Fehler ein kleines Versehen geworden. Bevor er Pflegedienstleiter wurde, war er Qualitätsbeauftragter im Domizil. Grob gesagt, die Kontrolle aller Vorgänge auf den einzelnen Wohnbereichen, die Fortbildung der Kollegen und die Fachanleitung oblag ihm. Und in Corona-Zeiten erweiterte sich das Arbeitsfeld wesentlich. Er beschreibt es eine Art Schnittstelle zwischen allen Bereichen. Absprachen mit der Küche, der Verwaltung, den Angehörigen, testen, trösten und vor allem miteinander reden. Letzteres baut Frust ab, der schon mal in diesen Zeiten aufkommt.  Verstärkt wird dies noch, findet der junge Mann, von der Negativ-Berichterstattung. Wir haben doch ein funktionierendes Gesundheitssystem und jede Menge Luxus um uns herum, wir sollten uns darauf besinnen, was wir haben. Während des Studiums hat er eine Semesterarbeit über das Sterben geschrieben und er hat darin dafür plädiert, dass man sich an den schönen Erinnerungen an einen Menschen erfreuen soll. Und so geht er offensichtlich an alle Dinge des Lebens. Sein Traum war es Chemiker zu werden. „Ich wollte immer wissen, wie die Dinge zusammenhängen. Ich war so ein „Warum“-Kind, das ständig neugierig war,“ erzählt er. Das mit der Chemie  hat nicht so ganz so geklappt. Nach drei Semestern  sah er seine Träume von diesem Beruf entschwinden. Aber während seines Zivildienstes arbeitete er in der Altenpflege. Und die hat ihn gepackt, da stimmte die Chemie. Obwohl er  beim ersten Mal Blutzucker messen fürchterliche Angst hatte.  Das hat sich alles längst geändert und der Beruf macht ihm offensichtlich von Tag zu Tag mehr Spaß, auch weil jeder Tag anders ist. „Älteren Menschen zu helfen, damit sie sich selbst helfen können“, das ist sein Anliegen. Seine damalige Vorgesetzte in einer ambulanten Pflegeeinrichtung in der Nähe von Waren, wo er auch geboren ist, erkannte sein Potential und drängte ihn sanft „studierte Krankenschwester“ zu werden. Seine kindliche Neugier hat er ins Erwachsenen-Leben fortgeschrieben. Die an Demenz erkrankte Bewohner haben es ihm besonders angetan: Was denken sie? In welcher Welt befinden sie gerade? Warum agieren sie gerade so? Das ist einfach spannend und er will es herausfinden.  Jeden Tag auf’s Neue.

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