Freude am Pflegeberuf: Pflegedienstleiter Klaus-Peter Riemann. (Bild: Krüger)

 
03.08.2017

Erfüllung in der Pflege gefunden

Klaus-Peter Riemann arbeitete in unterschiedlichen Berufen - doch seine Erfüllung fand der heutige Pflegedienstleiter im Kursana Domizil Greifswald in der Betreuung alter Menschen.

Die Kindheit lebt in ihm – obwohl Klaus-Peter Riemann an die 60 ist. Sie prägt sein Handeln als Pflegedienstleiter im Kursana Domizil Greifswald. Wenn Not am Mann ist zieht er sich, obwohl er eigentlich eher einen Bürojob hat, die Dienstkleidung eines Pflegers über, gibt Tabletten, Insulin, hilft Aufstehen, zu Bett gehen. Auch nachdem er seine Schicht als Pflegedienstleiter beendet hat. Er hat immer Zeit für ein kleines Schwätzchen mit den Bewohnern, sie sollen sich hier wohlfühlen. Nicht dass er ein kuschliger Typ wäre, er wirkt eher rational. Hat alles im Griff, ist akribisch in der Dokumentation über Bewohner, organisiert die Dienstpläne. Manchmal teilt er auch sich mit selbst ein. Manchmal zu oft. 

Aber alles dient für Riemann nur einem Ziel: den Bewohnern ein neues Nest schaffen, da sie ihr häusliches verlassen haben. 

Er selbst, und da kommt die Kindheit ins Spiel, ist sozusagen aus dem Nest gestoßen worden. Seine Mutter wollte ihn nicht – so verbrachte er sein Leben bis er 18 wurde, je nach Altersklasse, in sieben verschiedenen Heimen. Die Volljährigkeit stellte ihn vor eine neue Aufgabe: Wie ein sein eigenes Leben organisieren? Da half seine Kohlen-Oma, so von ihm genannt, weil er, als er als er im letzten Heim war, einem älteren Ehepaar für 50 Pfennig die Kohlen aus dem Keller in die Wohnung trug. Sie gab ihm die dringend nötige Nestwärme. 

 Die Kohlen-Oma starb mit 95 im Heim, das später Kursana übernahm, und Klaus-Peter Riemann war dort schon Praktikant. Um dorthin zu kommen, drehte er allerdings mehrere berufliche Schleifen. Denn eigentlich wollte er Heimerzieher werden, das klappte nicht. Er wurde Agrotechniker, später Maschinist im Atomkraftwerk, dann Meister für Transport-und Umschlagwesen. Das war in Ordnung, aber nicht die Erfüllung. Da er äußerste Disziplin schon als Baby gelernt hatte, machte er seine Berufe ordentlich. 

Es ist paradox aber die Abwickelei der großen Betriebe im Nachgang der Wende, brachte ihn wieder nahe an seinen ursprünglichen Berufswunsch. 1991, da war schon 34, begann er an der Fachhochschule eine Ausbildung als Altenpfleger. Beim ersten Praktikum im Pflegeheim stellte er sofort fest: Das ist hier wie früher im Kinderheim – und da kannte er sich aus, das war Seins. Durch verschiedene Qualifikationen und vor allem durch sein unermüdliches Tun Nestwärme zu schaffen, wurde er 2008 Pflegedienstleiter. 

65 Bewohner und 32 Mitarbeiter vertrauen ihm und auch die Angehörigen – ein gutes Feedback von ihnen ist ihm wichtig und er bekommt es oft. 

Er hat auch eine besondere Sicht auf die Wichtigkeit der Dinge. Vor allem muss die Intimsphäre der Bewohner gewahrt sein, jeder muss seine eigenen Dinge, seine eigene Wäsche haben. Ist doch klar, denkt man, aber das war auch am Anfang seiner Tätigkeit mit älteren Menschen nicht garantiert. Und das ihm das so wichtig ist, liegt an seiner Kindheit. Als achtes Kind zu baden – ohne Wasserwechsel, das war nicht schön und dann Sachen aus einem großen Korb zugeteilt zu bekommen, würde wohl niemandem gefallen. Nicht viele kennen seine Geschichte und er blickt weder verbissen, noch sentimental zurück. Aber sie hat ihn geprägt und vielleicht auch deshalb zu solch einem einfühlsamen Partner für ältere Menschen werden lassen.

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