Klaus-Peter Riemann

 
05.02.2021

Herrn Riemann vertraut man

30 Jahre Altenpflege, 28 Jahre bei Kursana, 13 Jahre Pflegedienstleiter - jetzt ist die Abschiedszeit für Klaus-Peter Riemann gekommen.

Der große, drahtige Mann steht draußen, so wie er gerade aus dem Büro gekommen ist. Sein Gegenüber in Mantel und Mütze. Die Frau ist aus Bonn gekommen, ihre Mutter ist vor wenigen Tagen im Kursana Domizil Greifswald eingezogen. Einem Besuch entgegen stehen allerdings die Corona-Regeln. Der drahtige 63-jährige hat eine Idee. Zwischen beiden Gebäuden gibt es einen Gang aus Glas. So können sich Mutter und Tochter zumindest sehen. „Der Bewohner steht im Mittelpunkt und man muss alles dafür tun, dass es ihm gut geht,“ sagt Klaus-Peter Riemann, ebenjener drahtige Mann. Er ist Pflegedienstleiter und spult auch gleich eine Reihe von Daten und Zahlen herunter: 30 Jahre Altenpflege, 28 Jahre bei Kursana, 13 Jahre Pflegedienstleiter und jetzt in Abschiedszeit.

Er hat schon das Büro für seine Nachfolgerin eingerichtet – unter anderem mit einigen persönlichen Erinnerungen, einem kleinen Kursana-Entchen und einem 13-jähriger Schlumpf. Die beiden haben ihn immer begleitet, ebenso die riesige Kaffeetasse, die wohl gut einen halben Liter Türkischen fasst. Der Kaffee wird natürlich kalt, wenn er erzählt. Lebhaft, mit dem ganzen Körper und rauer kräftiger Stimme. Beispielsweise von der Zahnärztin Annegret Lembke, die er eigens für die Bewohner, die nicht mehr aus dem Haus können engagiert hat. Er mimte dabei die Sprechstundenhilfe. Und wie es für ihn zur Selbstverständlichkeit geworden ist, einige verstorbenen Bewohner auf ihrem letzten Gang zu begleiten. Und wie er, wenn Not am Mann war, früh die Arbeit als Pfleger verrichtete und dann seiner Arbeit als Leiter im Büro nachging. So viel Einsatz stieß nicht immer auf Verständnis, war aber selbstverständlich für ihn. Dieser Beruf ist zur Berufung geworden.

Mit 34 Jahren stieg er vom Kran im Kernkraftwerk Lubmin ab und setzte sich auf die Schulbank. Pflegefachkraft wollte er werden.  Karin Boer, die damalige Direktorin des Domizils glaubte an den Schlacks und dessen berufliche Zukunft in diesem damals noch für Männer ungewöhnlichen Metier. Riemann ist ihr noch heute dankbar dafür. 1991 war der Pflegeberuf noch eine Frauendomäne. Unter den 42 Lehrlingen, die in Greifswald Altenpfleger werden wollten, waren drei Männer. Heute arbeiten allein im Domizil 29 Männer. Birgit Haak, damals Pflegedienstleiterin und heute Leiterin des Sozialdienstes erinnert sich, dass er immer mehr arbeitete als er musste und sollte. Die individuelle Betreuung eines jungen Mannes, der an ALS erkrankt war, war eine Herausforderung für den fast Gleichaltrigen und er hat sie gemeistert. „Er ist emotional, kämpft wie ein Löwe und tritt dabei anderen auch mal auf die Füße, um etwas zu erreichen.“ Dass der Löwe manchmal einen Brüller losgelassen hat, verschweigt sie auch nicht.  Möchte man ins Greifswalder Domizil einziehen, ist Birgit Haak der erste Kontakt. Und sie hat etliche Male gehört, dass Eltern und Kinder gerade diese Pflegeeinrichtung wählen, weil hier so ein gutes Klima herrscht und auch weil namentlich der Peter, wie ihn alle nennen, maßgeblich dazu beiträgt. Den kennen sie, dem vertrauen sie. Mehr Lob geht nicht.  
Und was Klaus-Peter Riemann in Zukunft tun? Mehr Zeit für den Garten, Radtouren, öfter nach Hiddensee und Bagger fahren. Der ist zwar nicht so groß, wie sein Kran in Lubmin, aber immerhin. Sein Sohn baut und da werden Vaters Fähigkeiten gebraucht. 

 

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