Sie sind die "Holzwürmer": von links Reiner Klatt, Detlef Hänfling, Günter Fahlbusch, Manfred Zarnow Foto: Kursana

 
28.11.2019

Holzwürmer und Engel

Im Kursana Domizil Greifswald produzieren die "Holzwürmer" gerade Engel en masse. Aber alle sind so individuell wie ihre Macher!

„Wir machen Engel – und zwar in allen Größen“, stellt Katharina Rudolph, Ergotherapeutin die derzeitige Produktionspalette der Werkstatt „Holzwürmer“ im Kursana Domizil Greifswald vor. Reiner Klatt ist der Sägemeister, er war früher Dachdecker und das Handwerkliche liegt ihm einfach. Manfred Zarnow schleift mit der Hand die scharfen Kanten ab. Durch eine  Augenverletzung kann er nicht mehr so gut mit Werkzeug umgehen, aber sein Tastsinn ist ausgezeichnet. Kein Grat entgeht ihm. Früher hat er Schwippbögen selbst hergestellt. Günter Fahlbusch und Detlef Hänfling sind heute fürs Bemalen zuständig.  Die Herren müssen sich ranhalten – über 30 Engel müssen produziert werden – bis die Jungen und Mädchen aus dem Kindergarten kommen, die dann gemeinsam mit anderen Bewohnern des Domizils den flachen Figuren den letzten Schliff geben.

 

Seit zehn Jahren gibt es die „Holzwürmer“ , ein besonderes Angebot für Senioren in einer kleinen Werkstatt, die sie sich mit den Fahrradmonteuren teilen. Im Greifswalder Domizil wird nämlich schon lange daran gedacht, dass auch Männer älter werden und sie weiterhin ihren Hobbys nachgehen wollen. Die Ergotherapeutin erklärt es fast wissenschaftlich. Die Feinmotorik wird erhalten, auch das Erinnern wird befördert – aber in erster Linie macht es den Herren Spaß und Katharina Rudolph auch. Sie hat, da sie selbst Möbel restauriert und ein altes Haus aufgemöbelt hat, eine besondere Beziehung zum Handwerk. Gemeinsam mit den „Holzwürmern“ brachte sie eine uralte Waschmaschine aus Holz wieder auf Vordermann. Diese steht jetzt im kleinen, gläsernen Museum des Domizils.  Eigentlich haben sich die „Holzwürmer“ durchs ganze Haus gefressen bzw. ihre Spuren hinterlassen. Jeden Tisch im Speisesaal ziert eine Holzwurm-Blume in den verschiedensten Farben. Schön auch die hohen Stühle, die man je nach Jahreszeit dekorieren kann.  Manchmal wird auch nach Kundewunsch gearbeitet. Für die Patienten Wachkoma-Station fertigten sie beispielsweise spezielle Mobiles oder wenn mal ein alter Gartenstuhl aufzuarbeiten – immer her damit. 

 

Insofern ist der Name „Holzwürmer“  für die Gruppe etwas irreführend, denn der Anobium punctatum, der gemeine Nagekäfer, ist bekanntlich eher schädlich fürs Holz – doch die Greifswalder „Holzwürmer“ tun nur Gutes.
 

Zur Übersicht