Der ehemalige Bau-Ingenieur Josef Strumberger sieht auf dem Tablet gern Bilder und Filme zum Thema Gartenarbeit. Das erinnert ihn an sein früheres Hobby.

 
04.01.2020

Zeitreise per Zeigefinger

Griesheim. Mehr Wohlbefinden für die ältere Generation und für Menschen mit Demenz – das kann auch moderne Technik unterstützen. Im Kursana Domizil Griesheim sind spezielle Tablets – flache, tragbare Mini-Computer – im Einsatz. Sie sind bei den Senioren beliebt.

Die Bewohner sitzen bequem auf einem Sofa oder am Tisch und haben großen Spaß mit den Bildern und Fragen, die ihnen Stefanie Ondruch, Leiterin der sozialen Betreuung, auf einem Tablet „serviert“. Je nach individueller Auswahl tauchen auf dem Bildschirm Fragen, Bilder und Geschichten zu ganz unterschiedlichen Themen auf. So kann gezielt mit den Interessen des Bewohners gearbeitet werden.

Als ehemalige Köchin sieht Hildegard Meklenburg gern Bilder und Filme vom Zubereiten von Gerichten, sie schaut sich auch Städtereisen an und liebt Gesellschaftsspiele. Der ehemalige Bau-Ingenieur Josef Strumberger hat einmal Saxophon gespielt und hört gern Musik. Bilder und Filme zur Gartenarbeit erinnern ihn an sein früheres Hobby. Auf den Tablets gibt es viele Rätselfragen. Welches Gemüse wird zwischen April und Juni geerntet, Karotten oder Spargel? Das ist für die Griesheimer kinderleicht, denn Spargelfelder liegen direkt vor der Haustür des Domizils.

Als neue Therapiemethode bietet die moderne Technik zusätzliche Möglichkeiten für den Zugang zu Demenzkranken. Die Filme, Musik und Bilder auf dem Bildschirm geben den Bewohnern Impulse und machen Erinnerungen wieder lebendig. Wer sich früher gern mit Handarbeiten beschäftigte, kann sich etwa einen kurzen Film ansehen, wie ein Knopf an eine Bluse genäht wird. Manche Herren schauen sich gern an, wie die Räder eines Autos gewechselt werden. Anderes sehen Tierfilme mit Katzen und bringen alte Bilder wieder ins Gedächtnis oder bei Senioren kommen die Erinnerungen Zug um Zug zurück, wenn auf dem Tablet ein Film mit einer Modelleisenbahn läuft.

Viele Bewohner singen auch gern und blühen auf, wenn aus dem Tablet ein Volkslied erklingt. Zur Melodie wird dann meist mitgesungen. Die Krankheit Demenz hat die Texte meist nicht aus ihrem Gedächtnis radiert.

Beim Umgang mit dem Tablet erleben die Fachleute des Sozialen Dienstes des Kursana Domizils, dass demenzkranke Menschen, die kaum oder gar nicht sprechen, mehr Lebensfreude zeigen und auf einmal aus ihrem Leben erzählen. Die neue Technik bereichert den Alltag der Senioren und das Tablet stärkt ihre Selbständigkeit.

Bei aller Freude über den neuen Therapieansatz betont Stefanie Ondruch: „Die Technik unterstützt den biografischen Ansatz und sie bereichert den Alltag. Aber sie ersetzt nicht die menschliche Zuwendung.“

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