Doreen Ehlert Wohnbereichsleitung, Miranda van Graafeiland Leitung Soziale Betreuung und Irene Salomo, Direktorin der Kursana Domzils Grimmen und sitzend Frieda-Anna Schaude

 
01.02.2021

Die Geschichten einer Hundertjährigen

Frieda-Anna Schaude zog mit 99 Jahren aus Cottbus nach Grimmen und feierte hier ihren 100. Geburtstag. Sie fühlt sich wohl und hat viel zu erzählen.

„Wenn man fremde Hilfe braucht, dann ist man alt,“  sagt Frieda-Anna Schaude. Nach ihrer Definition ist sie jetzt also, da sie 100 Jahre alt geworden ist, ein bisschen alt, lediglich die Beine wollen nicht mehr so.  Seit einige Tagen lebt sie im Kursana Domizil Grimmen, freut sich an den Sperlingen und Rotkehlchen, die sie hier beobachten kann und überhaupt an ihrer neuen Umgebung und den freundlichen Menschen um sie herum. Praktisch Knall auf Fall entschloss sie sich aus Cottbus, wo sie in ihrer eigenen Wohnung lebte und die Tagespflege besuchte, nach Grimmen ins Kursana Domizil zu ziehen. Ihre Tochter und die Enkel leben hier.

Vier Tage nach dem sie eingezogen war, feierte sie ihren 100. Geburtstag. Das ist sportlich und in Corona-Zeiten auch ein wenig mutig. Den Blumenstrauß, den die Direktorin Irene Salomo der Naturliebhaberin überreichte analysierte die Jubilarin mit Kennerblick Rosen, Freesien und  diverse Gräser. Zu Corona sagt 100-jährige: „Wen es trifft, den trifft’s. Und sie habe keine Angst, hier passen alle sehr gut auf.  

Außerdem habe sie schon so viel erlebt... . Vier Kindern hat sie geboren. Eins starb auf der Flucht aus Schlesien. Sie zeigt die Größe mit den Händen, ein Baby, wenige Wochen alt und Tränen steigen in ihre Augen. Von wegen die Zeit heilt alle Wunden. Nach der Flucht musste sie zwei Wochen in Quarantäne in Brandenburg und danach ging es nach Cottbus.

Auf in ein neues Leben. Dort hat sie bei der Reichsbahn Kohle und Schlacke geschippt, sich um die Loks gekümmert, auf einem Hilfszug gearbeitet, der entgleiste Züge wieder aufgleiste. Schwere Arbeiten, aber arbeiten war das pure Glück für Frieda-Anna Schaude.  So wie sie davon erzählt, hat sie es genossen. Wunderbar auch die großen Vergnügen bei der Reichsbahn, im Schichtbetrieb, damit auch alle Lokführer feiern konnten. Die Fröhlichkeit der Feste spiegelt sich auch jetzt noch in ihren Augen. Außerdem bewirtschaftete sie ein großes Grundstück von 3000 Quadratmeter mit Schweinen, Hühnern, Gänsen - quasi im Alleingang.  Mit 98 Jahren hat sie es abgegeben.

Auch Beethovens 9. Sinfonie ist ihr noch gut im Ohr. Der Betriebschor sang  oft im Cottbuser Theater die Ode an die Freude und Frieda-Anna Schaude war dabei. Von pfiffigen Ideen, die Wohnung schön zu machen erzählt sie: Statt Tapete Kartoffeldruck an den Wänden. Das würde heute als innovatives Kunstwerk deklariert. Kinderbettlaken, kreisrund ausgeschnitten waren Rohmaterial für Deckchen, die sie bestickte. Sie war immer in Bewegung, kreativ und offensichtlich nie müde. Denn so ein Tag konnte schnell mal 10,12 Stunden haben. Wie war es mit Urlaub und Reisen, wovon heute alle meinen es gehe nicht ohne ? Ja, war sie auch einmal – in Thüringen, aber ihre Enkelin wurde dort krank, kam sogar ins Krankenhaus – und der Urlaub war vorbei.

Das Kursana Domizil in Grimmen ist um seinen Neuzugang Frieda-Anna Schaude zu beneiden –und vor allem um die Geschichten, die sie aus ihrem Leben erzählen kann.  Irgendwer sollte diese aufschreiben – vielleicht Schüler, wenn sie wieder im normalen Schulbetrieb sind....

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