Miranda van Graafeiland bezieht alle Bewohner in ihre Angebote ein. Foto: D. Rahming

 
09.09.2024

Mit Verständnis für Demenz-Erkrankte

Demenz – das ist für Miranda van Graafeiland ein vertrautes Feld. Die Leiterin der Sozialen Betreuung im Kursana-Domizil Grimmen arbeitet schon seit vielen Jahren mit Menschen, die an dieser heimtückischen Krankheit leiden. Nun gibt sie ihr Wissen an Kollegen weiter.

„Wir wollen allen gerecht werden“, sagt die gebürtige Holländerin. Gemeinsam mit ihrem zehnköpfigen Team organisiert sie Veranstaltungen und Feste im Haus, außerdem Einzel- und Gruppenbetreuung für die 110 Bewohner. „Da gibt es immer was Neues zu bedenken.“ Denn die körperliche und geistige Verfassung der Senioren ist sehr unterschiedlich. „Früher wurde von denjenigen, die noch gut orientiert waren, erwartet, dass sie Verständnis für die weniger gut orientierten haben – das finde ich falsch.“ Graafeiland weiß, dass das krankheitsbedingte Verhalten mancher Bewohner manchmal für die anderen nicht einfach auszuhalten ist. „Aber dann sage ich: Jeder hat hier was – einer am Kopf, einer am Fuß. Die Bewohner wissen, dass wir für jeden von ihnen da sind, und dass jeder dabei sein darf.“

Seit 30 Jahren in Deutschland

Ihre Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte sie an einer Fachhochschule. „In Holland ist das sehr breit gefächert, das fand ich interessant“, erzählt sie. „Ich habe schon in der Psychiatrie und einem Gefängnis-Krankenhaus gearbeitet, dann in der ambulanten Pflege und mit Behinderten.“ Begegnungen mit Demenz-Erkrankten spielten an vielen ihrer Arbeitsstellen eine Rolle.
Mit 30 Jahren zog Miranda van Graafeiland nach Deutschland. Nach zwei anderen Stationen kam sie gemeinsam mit ihrem Mann in die damals neu gegründete SOS-Dorfgemeinschaft in der Nähe von Grimmen und arbeitete dort fast 20 Jahre. Nun gehört sie seit 2019 zum Kursana-Team in Grimmen – als Leiterin der Sozialen Betreuung.
 
Regelmäßige Schulung für die eigenen KollegenAusgrenzung gibt es in Graafeilands Arbeitsbereich nicht – auch und gerade nicht gegenüber den Menschen mit Demenz-Erkrankungen. Das war auch einer der Gründe, dass sie eine mehrtägige Weiterbildung der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft in Rostock absolviert hat. Die sechs Teilnehmer des „Geri-Coach“-Kurses kamen aus ganz unterschiedlichen Richtungen, erzählt die 61-Jährige. „Darunter war zum Beispiel auch ein Lehrer, der nach seinem Arbeitsleben ehrenamtlich mit Demenzpatienten arbeiten wollte.“
In erster Linie ging es um die Kommunikation und den Umgang mit Demenz-Erkrankten – „wie man sich in ihre Welt einleben kann“, so umschreibt sie es. „Denn als gesunder Mensch ist man für die Betroffenen oft zu schnell. Und oft sieht man auch nicht, dass jemand betroffen ist – dann fehlt das Verständnis. Denn auch kleine Gedächtnislücken können schon große Auswirkungen auf das gesamte Verhalten haben.“ Oft sähen die Betroffenen auch nicht ein, dass sie krank sind – das mache das Miteinander schwierig. „Da braucht man sehr viel Fingerspitzengefühl.“ Fragen und Aufgaben sollten möglichst einfach sein, Schuldzuweisungen dagegen seien unnötig.
Deshalb spezialisierte Graafeiland sich darauf, ihr eigenes Team und auch die Pflegekräfte im Kursana-Domizil zu schulen. Denn mehr als die Hälfte der Bewohner sind von Demenz betroffen. Einmal im Monat bietet sie nun eine Runde an, in der das Thema im Mittelpunkt steht: zum Beispiel die unterschiedlichen Krankheitsbilder, die Kommunikation und auch die medizinische Dokumentation.
 

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