Sieglinde Siebke (85) aus dem Kursana Domizil Billstedt genießt zusammen mit Betreuungskraft Sandra Rackwitz (26) den Spaziergang am Ostseestrand. ©Kursana

 
16.10.2017

Demenziell erkrankte Senioren genossen Strandausflug

An der Ostsee kehrten bei den Bewohnern des Kursana Domizils Billstedt Erinnerungen an frühere Urlaube zurück.

Die ersten Schritte im Sand waren noch etwas unsicher, doch untergehakt bei Betreuungskraft Sandra Rackwitz (26) fühlte sich Sieglinde Siebke (85) sicher. Lange schon ist die demenziell erkrankte Seniorin nicht mehr an der Ostsee gewesen, wo sie früher viele Jahre mit der Familie die Sommer auf dem Campingplatz in Hohenfelde verbracht hat. Beim entspannten Strandspaziergang kamen die Erinnerungen von selbst zurück. „Mein Mann ist immer mit dem Boot raus aufs Meer gefahren und hat geangelt“, erzählte die alte Dame, die zusammen mit ihrem Ehemann Werner seit März dieses Jahres im Kursana Domizil Billstedt lebt. „Abends haben wir die Fische, die er gefangen hat, gegrillt. Die Kinder hatten Hunde, auf die wir auch mal aufgepasst haben. War das eine schöne Zeit.“
Regelmäßig im Sommer veranstaltet die Senioreneinrichtung im Sonnenland mit Kleingruppen ihrer Bewohner Tagesausflüge in das  Ostseeheilbad Niendorf.  Der Urlaubstag mit gemeinsamem Fischessen im Restaurant und einem anschließenden Strandbesuch beflügelt bei den Senioren die Erinnerung, lässt Krankheiten vergessen und wirkt lange als Kraftquelle nach. Seit im Domizil mit Sandra Rackwitz eine ausgebildete Haus- und Familienpflegerin zum Team der sozialen Betreuung gehört, können erstmals auch stärker pflegebedürftige Senioren und geeignete demenziell Erkrankte auf die Ausflüge mitgenommen werden. „Ich habe unsere Bewohner in Absprache mit den Pflegern aus dem beschützten Wohnbereich unterwegs pflegerisch versorgt, damit sie den Tag auch wirklich genießen konnten“, sagt Sandra Rackwitz.
Auch die Angehörigen wurden bei der Vorbereitung mit ins Boot geholt. „Wir haben uns gemeinsam gefragt, für wen das Meer ein guter Erinnerungsort ist“, erläutert Antonio Tabatabai (40) von der sozialen Betreuung. „Und wir haben den Aufenthalt am Strand auf eine Stunde begrenzt, um niemanden zu überfordern.“ Vier demenziell erkrankte Bewohner, davon zwei Rollstuhlfahrer, brachen schließlich zusammen mit drei Betreuungskräften im Kleinbus Richtung Küste auf und verbrachten einen rundum gelungenen Tag: Die Senioren genossen den Aufenthalt in familiärer Atmosphäre und aßen mit großem Appetit ihr Fischbrötchen. Angeregt durch die schönen Erlebnisse vor Ort begannen alle, von früheren Ferienerlebnissen am Meer zu erzählen.
„Erinnerungen sind unser kostbarstes Gut“, sagt Antonio Tabatabai, der bereits den nächsten Ausflug mit kognitiv eingeschränkten Bewohnern in den Dahliengarten in Hamburg-Bahrenfeld plant. „Um das Langzeitgedächtnis zu stärken, lassen sich mit gezielten Sinnesreizen bei demenziell Erkrankten oftmals verloren geglaubte Erlebnisse von früher zurückholen. Es ist schön zu erleben, wie viel Freude das bei ihnen auslöst.“ Besonders bewegend war für die drei Betreuungskräfte, dass sich alle Bewohner bei ihnen am Abend mit einer innigen Umarmung für den Ausflug bedankten. „So etwas Schönes habe ich schon lange nicht mehr erlebt“, sagte Sieglinde Siebke strahlend.    

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