Auf Du und Du mit ihrem großen Idol Heidi Kabel: Beim Besuch des Ohnsorg-Theaters nahm Bewohnerin Elke Haack (80) aus dem Kursana Domizil Billstedt die lebensgroße Bronzefigur der Volksschauspielerin spontan in den Arm. © Kursana

 
21.10.2023

Ein Küsschen für Heidi Kabel

Die demenziell erkrankte Elke Haack (80) aus dem Kursana Domizil Billstedt ist zeitlebens großer Fan des Ohnsorg-Theaters gewesen. Beim Besuch des niederdeutschen Volkstheaters blühte die Seniorin auf.

Wenn Ausflüge an die Ostsee, ins Café oder in den Tierpark Hagenbeck anliegen, muss das Team aus dem Kursana Domizil Billstedt bei Bewohnerin Elke Haack manches Mal Überzeugungsarbeit leisten, um sie zur Teilnahme zu motivieren. Doch als jetzt ein Besuch des Ohnsorg-Theaters auf dem Veranstaltungsplan stand, meinte die 80-Jährige sofort gut gelaunt auf Plattdeutsch „Denn man tau!“ Denn die waschechte Hamburger Deern ist zeitlebens großer Fan von Heidi Kabel und Henry Vahl gewesen und hat die Niederdeutsche Bühne in den Großen Bleichen regelmäßig als Abonnentin besucht. Als Elke Haack vor vier Jahren in die Senioreneinrichtung einzog, hat die zweifache Mutter hunderte von DVDs mit Aufführungen des Ohnsorg-Theaters mitgebracht, die sie sich gern auf dem großen Fernseher in ihrem Zimmer anschaut. Wer die mittlerweile demenziell erkrankte Seniorin auf Plattdeutsch anspricht, kann die ehemalige Friseurin immer noch in ihrer eigenen Welt erreichen und sie aus der Reserve locken.

Am neuen Standort des Ohnsorg-Theaters am Heidi-Kabel-Platz am Hamburger Hauptbahnhof faszinierte Elke Haack sofort die lebensgroße Bronzefigur ihres Idols, die den Eingang des Theaters schmückt. Strahlend umarmte die Seniorin die Statue, strich ihr übers Gesicht und platzierte zur Freude der anderen Theaterbesucher ein Küsschen auf Heidi Kabels Wange. Mit dem einen oder anderen Gast wechselte Elke Haack anschließend ein paar plattdeutsche Sätze. Dem Theaterstück „Frau Bachmanns kleine Freuden“ folgte sie mucksmäuschenstill und hochkonzentriert. An der Aufführung hatte sie ihren Spaß, lachte viel und applaudierte leidenschaftlich. „Nach dem Theaterbesuch hat sich Frau Haack für den schönen Nachmittag bedankt. Auf der Rückfahrt wirkte sie sehr entspannt und glücklich, es ging ein Strahlen von ihr aus“, erzählt Antonio Tabatabai, Leiter der sozialen Betreuung.

Im Rahmen der Biografiearbeit suchen die Mitarbeiter des Domizils mit den Bewohnern immer wieder Orte auf, die mit besonders schönen Erinnerungen an das frühere Leben der Senioren verknüpft sind. Das Erleben von Vertrautem kann Selbstvertrauen und Sicherheit geben und die eigenen Fähigkeiten stärken. Und oftmals setzt es jede Menge Glückshormone frei. 

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