Nach siebzig Ehejahren immer noch ein gutes Team: Margot (91) und Otto Böhling (92) aus dem Kursana Domizil Billstedt freuten sich über das nachträgliche Familienfest zu ihrer Gnadenhochzeit.©Kursana

 
15.01.2018

Ein Liebeslied zur Gnadenhochzeit

Über 70 Jahre verheiratet – beim großen Familienfest präsentierte Otto Böhling (92) für seine Frau Margot (91) eine Überraschung.

„Lass uns lieben, von heute bis zur Ewigkeit. Lass uns leben, mit viel Liebe und Zärtlichkeit…“ Mit markantem Sprechgesang bringt Otto Böhling (92) seine Gefühle für Ehefrau Margot (91) zum Ausdruck, dazu spielt Antonio Tabatabai (40) von der sozialen Betreuung eine Melodie auf dem Keyboard. Das Musikvideo mit dem Liebeslied, das anlässlich der Gnadenhochzeit des Paares am 17. November 2017 im vergangenen Jahr entstand, wurde jetzt bei einer großen Familienfeier als Überraschung für Margot und die rund 25 Gäste auf großer Leinwand im Kursana Domizil Billstedt präsentiert.
„Es ist doch schön, dass wir uns nach 70 Jahren Ehe immer noch gern haben“, meint Otto Böhling, der seit März 2016 gemeinsam mit seiner Frau in der Senioreneinrichtung lebt. „Der Zusammenhalt in der Familie und die Achtung für den anderen waren uns immer das Wichtigste. Wenn man dann in der Ehe auch den Humor nicht verliert, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.“
Kennengelernt haben sich die beiden, als der 17-jährige Kirchsteinbeker als Soldat 1943 auf Heimaturlaub war. Otto Böhling begleitete einen Freund auf einen Bauernhof nach Billwerder, wo Margot ihr Pflichtjahr in der Landwirtschaft machte. Der gemeinsame Kinobesuch am Abend wurde durch Fliegeralarm jäh unterbrochen. „Im Luftschutzkeller hatten wir Zeit, uns zu unterhalten. Da habe ich gemerkt, dass Margot nicht nur toll aussieht, sondern auch ein offenes, ruhiges Wesen hat“, erinnert sich der gelernte Autoschlosser.
1947 war Sohn Klaus unterwegs, und es wurde einen Tag nach Margots 21. Geburtstag geheiratet. Das Paar zog mit dem Baby ins winzige ausgebaute Dachgeschoss von Margot Böhlings Elternhaus in Kirchwerder. 1949 wurde Tochter Margret geboren, acht Jahre später bezog die Familie eine Dreizimmerwohnung in Billstedt. Durch eine Erbschaft konnten die Böhlings 1980 ein Haus in Boberg bauen. Otto Böhling arbeitete nach dem Krieg bei der Bergedorf-Geesthachter-Eisenbahn AG, den heutigen Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein, zuerst als Schlosser und dann als Busfahrer. Als Fahrer von Reisebussen nahm er später seine Familie möglichst oft mit auf Tour. Die gemeinsamen Wandertouren in Österreich gehören heute zu den schönsten Erinnerungen des Paares.
In der Senioreneinrichtung gehört der Fußballfan, der noch als Senior beim SV Billstedt-Horn gespielt hat, zu den aktivsten Bewohnern: So packt Otto Böhling immer gern bei der Gartenarbeit mit an und lässt zusammen mit seiner Margot keinen Ausflug und keine Veranstaltung im Haus aus. Die beiden wissen die Gemeinschaft zu schätzen, genießen aber auch Momente der Zweisamkeit, wenn Otto Böhling seiner Frau jeden Morgen das Frühstück ans Bett bringt.
Ihre Gnadenhochzeit hat das Paar im Domizil jetzt zusammen mit den Kindern, Enkeln und Urenkeln bei Kaffee und Kuchen nachgefeiert. Großen Aufwand wollte vor allem Margot Böhling um den Hochzeitstag nicht betreiben, denn es widerstrebt ihr, sich als etwas Besonderes zu sehen. „Wir beide können uns heute noch manchmal ordentlich streiten“, gibt sie zu. „Allerdings haben wir zur goldenen Regeln gemacht, dass wir uns vorm Schlafengehen immer wieder vertragen.“ Denn ohne den Gute Nacht-Kuss ihres Mannes, gibt Margot Böhling schmunzelnd zu, könne sie sowieso nicht einschlafen. 

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