Im November starten die Pflegehelfer Peruze und Tarek Sahin aus dem Kursana Domizil Billstedt gemeinsam in die Weiterbildung zum Gesundheits- und Pflegeassistenten. ©Kursana

 
08.11.2017

Ein starkes Team

Pflegehelferin Peruze Sahin (46) startet im Kursana Domizil Billstedt zusammen mit ihrem Sohn Tarek (22) in die Ausbildung zum „Gesundheits- und Pflegeassistenten“.

Dass sie einmal gemeinsam die Schulbank drücken würden, hätten sich Peruze Sahin (46) und ihr Sohn Tarek (22) nie träumen lassen. Schließlich war es schon ungewöhnlich, dass beide ihren Traumberuf in der Pflege gefunden haben. Als sich Tarek Sahin dann entschloss, die 16-monatige Weiterbildung zum „Gesundheits- und Pflegeassistenten“ zu machen, setzte der Pflegehelfer alles daran, auch seine Mutter für die Qualifizierung zu gewinnen. „Zusammen ist man stärker“, sagt der junge Mann. „Das ist eine der wichtigsten Lektionen, die ich im Pflegeberuf gelernt habe.“
Peruze Sahin wollte schon als junge Frau Krankenschwester werden. Doch dann arbeitete die Hamburgerin mit türkischen Wurzeln einige Jahre als Buchbinderin und widmete sich der Erziehung ihrer beiden Söhne. „2009 hatte das Kursana Domizil hier in Billstedt gerade eröffnet“, erzählt sie. „Tarek hat mir damals geholfen, meine Bewerbung zu schreiben. Schon nach meinem Praktikum wusste ich, dass ich hier am richtigen Ort bin: Ich sorge gern für andere und brauche eine Arbeit, in der das Menschliche groß geschrieben wird.“
Als ihr Sohn nach dem Hauptschulabschluss im Einzelhandel jobbte und immer unzufriedener wurde, überredete Peruze Sahin ihn dazu, sie einen Tag lang im Domizil zu begleiten. „Da habe ich begriffen, was meine Mutter in ihrem Beruf begeistert“, sagt er. „Die Bewohner sind so dankbar für jede Unterstützung. Es macht mich selbst glücklich, wenn ich ihnen Halt geben kann.“ Besonders in der Arbeit mit demenziell erkrankten Bewohnern hat Tarek Sahin seine Berufung gefunden: „Es ist schon Wahnsinn, wenn ein Bewohner meinen Namen behält, obwohl er sonst alles vergisst. Da entsteht eine unglaubliche Nähe.“
Da Tarek Sahin noch bei seinen Eltern wohnt, konnte er nach Feierabend in vielen Gesprächen von der Berufserfahrung seiner Mutter profitieren. Sie war es auch, die ihn zum ersten Mal zu einem verstorbenen Bewohner begleitet hat, damit er Abschied nehmen konnte. „Tarek ist durch solche Erfahrungen viel verantwortungsbewusster geworden“, sagt Peruze Sahin stolz. „Ich hoffe, dass er in diesem Beruf noch weit kommen wird.“ Sie selbst habe ihre Fortbildung viele Jahre aufgeschoben, gibt sie zu. „Doch jetzt habe ich mich von Tareks Begeisterung anstecken lassen.“ Beide werden nach dem WeGebAu-Programm, das die Chancen von älteren und gering qualifizierten Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt verbessern soll, gefördert, so dass sie keine finanziellen Einbußen haben werden.
„Meine Mutter ist stärker in der Praxis, und ich werde wohl eher für die Theorie zuständig sein“, sagt Tarek Sahin und lacht. „Ich freue mich schon darauf, meine Mutter morgens zu wecken und zu sagen: `Mama, wir müssen zur Schule!´" 

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