Beim Bepflanzen des Hochbeets im Garten des Kursana Domizils Billstedt genießen die Bewohnerinnen Helga Sawatzki (l.) und Gisela Bendix die Frühlingssonne. ©Kursana

 
07.06.2019

„Es braucht Mut zum Neuanfang“

Zehn Jahre Leben in einer Senioreneinrichtung - Gisela Bendix (88) und Helga Sawatzki (87) haben im Kursana Domizil Billstedt ein neues Zuhause gefunden.

Wenn das Kursana Domizil Billstedt in diesem Sommer sein zehnjähriges Bestehen feiert, blicken Gisela Bendix (88) und Helga Sawatzki (87) auf ein Jahrzehnt in ihrem neuen Zuhause zurück. Als Bewohnerinnen der ersten Stunde haben beide Frauen das Zusammenleben im Haus mitgeprägt: Gisela Bendix, die 26 Jahre leitende OP-Schwester im Krankenhaus Boberg war, hat mittlerweile zahlreiche Azubis im Domizil beim Lernen für Prüfungen unterstützt. Und Helga Sawatzki, die früher als Abteilungsleiterin in einem Wäscheverleih tätig war, hat von Anfang an die Interessen der Bewohner im Heimbeirat vertreten. Die beiden so unterschiedlichen Frauen, die seit zehn Jahren ihren Zweiertisch im Restaurant miteinander teilen, sind sich einig: „Wir fühlen uns hier im Domizil sicher und geborgen. Aber der Neuanfang in einer Senioreneinrichtung braucht Mut.“

Gisela Bendix erkrankte 1993 im Alter von 63 Jahren an Multipler Sklerose. „Ich habe mein ganzes Leben lang viel gearbeitet und gespart und hatte vor, im Alter zu reisen“, sagt sie. „Doch die gesundheitlichen Einschränkungen wurden stärker und schließlich konnte ich die 37 Stufen zu meiner Wohnung nur noch mit großer Mühe bewältigen.“ Freunde unterstützten die kinderlose Seniorin bei der Suche nach einer geeigneten Pflegeeinrichtung. „Hier hat es mir von Anfang an gefallen, und ich konnte mir ein schönes Doppelzimmer aussuchen und ganz allein beziehen. Ich hatte beschlossen, mir das zu gönnen“, sagt sie.

Bei Helga Sawatzki änderte ein Schlaganfall im April 2009 von einen auf den anderen Tag das Leben. „Plötzlich war ich auf den Rollstuhl angewiesen und konnte nicht mehr in meine 80 Quadratmeter große Wohnung zurückkehren“, erzählt die Witwe. „Ich war wie vor den Kopf gestoßen und konnte mir nicht vorstellen, wie das Leben weitergehen soll. Zum Glück hat mich mein Sohn unterstützt und mir bei der Auswahl einer Pflegeeinrichtung geholfen.“

Bewusst trennten sich beide Frauen von Ballast aus dem früheren Leben und richteten ihre Zimmer gemütlich mit neuen, hellen Möbeln ein. Helga Sawatzki hat von Anfang an viele Freizeitangebote des Domizils genutzt und eigene Vorschläge eingebracht: Die leidenschaftliche Köchin rief beispielsweise eine hauseigene Bewohner-Kochgruppe ins Leben und setzt sich für den alljährlichen Ausflug zum Stintessen ein. Gisela Bendix pflegt im neuen Zuhause einen eher zurückgezogenen Lebensstil. „Ich war immer eher eine Einzelgängerin“, sagt sie. „Ich bin kulturell vielseitig interessiert, lese viel und höre gern Musik. Außerdem telefoniere ich gern mit meinem großen Freundeskreis, der über das ganze Land verstreut zuhause ist.“ Seit vier Jahren benötigt auch Gisela Bendix im Alltag einen Rollstuhl. „Ich musste einige gesundheitliche Rückschläge verkraften. Da tut es gut, wenn man im Haus unter Pflegern und Bewohnern Vertraute findet, die einen wieder aufbauen“, sagt sie. 

Mit Helga Sawatzki, mit der sie sich auch nach zehn Jahren noch respektvoll siezt, habe sie einen Menschen gefunden, mit dem sie immer wieder gemeinsam lachen könne, sagt Gisela Bendix. Beide Frauen haben sich entschieden, ihr Leben trotz gesundheitlicher Einschränkungen positiv anzugehen und die schönen Momente des Alltags zu genießen. „In einer Pflegeeinrichtung gibt man seine Selbständigkeit ja nicht auf“, sagt Gisela Bendix und lächelt. „Auch hier kann jeder nach seiner Fasson glücklich werden.“ 

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