„Ich liebe die Arbeit in der Pflege“

Pflegehelfer Younus Ibrahim (34) hat in Hamburg sein neues Zuhause gefunden. Jetzt möchte der engagierte Iraker im Kursana Domizil Billstedt die Weiterbildung bis zur Fachkraft absolvieren.

Wenn Pflegehelfer Younus Ibrahim im Kursana Domizil Billstedt in Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ist, hat er stets ein freundliches Lächeln auf den Lippen und seine Augen strahlen. Kein Wunder, dass der 34-jährige Iraker, der seit eineinhalb Jahren im Haus arbeitet und von allen nur „Ibu“ genannt wird, schnell zum Liebling der Senioren geworden ist. „Ich habe meine Eltern seit fünf Jahren nicht mehr gesehen und vermisse sie sehr“, sagt Younus Ibrahim. „Wohl deshalb mag mich gern mit alten Menschen beschäftigen. Ich versorge alle Bewohner so, als würde ich meine eigenen Eltern pflegen.“

In seiner Heimatstadt Mossul hat Younos Ibrahim Abitur gemacht, Fachverwaltung studiert und neben der Bürotätigkeit für ein großes Unternehmen in einem Geschäft für Damenbekleidung gearbeitet. 2015 flüchtete er aus der zerstörten Stadt, die nach einem Krieg von den Terrormilizen des Islamischen Staates eingenommen worden war und seither heftig umkämpft wird. Zwei Jahre lang lebte Younos Ibrahim in Hamburg ohne ein Lebenszeichen von seiner Familie. „Schließlich traf ich hier einen Freund meiner Eltern und besuchte mit ihm einen Landsmann in einer Pflegeeinrichtung“, erzählt er. „Weil es in meiner Heimat keine Heime für alte Menschen gibt, habe ich dort alles genau beobachtet. Als ich erfuhr, dass dieser demenzkranke Araber als schwieriger Bewohner galt, habe ich gesagt, dass ich mich gern um ihn kümmern möchte.“

Ein halbes Jahr lang besuchte Younos Ibrahim den Iraker täglich für mehrere Stunden, übernahm ehrenamtlich seine Grundpflege und Betreuung und half bei personellen Engpässen auch bei anderen Bewohnern des Demenzwohnbereiches aus. Ende 2017 bekam er in der Einrichtung seinen ersten Arbeitsvertrag als Pflegehelfer. Im August 2018 wechselte Younos Ibrahim ins Kursana Domizil nach Billstedt und fand im Stadtteil durch Unterstützung der Einrichtung seine erste eigene Wohnung. Aus Erspartem ließ er in seinem neuen Zuhause extra eine Einbauküche einbauen, um seinem Hobby Kochen nachzugehen und befreundete Kollegen zum Essen einladen zu können.

„Herr Ibrahim arbeitet sehr engagiert und strukturiert, spricht gut Deutsch und ist mit Herz bei der Arbeit“, sagt Direktor Kris Siegers. „Ich freue mich, dass er sich weiterbilden und mehr Verantwortung im Domizil übernehmen möchte.“ Im März startet Younos Ibrahim in die 16-monatige, duale Ausbildung in Schule und Betrieb zum „Gesundheits- und Pflegeassistenten“. Als GPA wird er auch bei der Behandlungspflege eingesetzt werden, Medikamente verabreichen dürfen und die Senioren beim Erhalt und der Rückgewinnung ihrer Fähigkeiten unterstützten können. Younos Ibrahim denkt bereits daran, im Anschluss daran die Fortbildung zur Fachkraft aufzusatteln. „Ich liebe die Arbeit in der Pflege und bin mit meinem neuen Leben hier sehr zufrieden“, sagt er.