Mehr Wertschätzung für die Pflege

Nach hundert Tagen im Amt zieht Kris Siegers (30) als neuer Direktor im Kursana Domizil Billstedt eine erste Bilanz

Wie wichtig Wertschätzung und Freundlichkeit in der Pflege sind, hat Kris Siegers (30) als junger Mann selbst erfahren: Er lag wegen einer schweren Erkrankung längere Zeit im Krankenhaus und musste sich damals von seinem Berufswunsch „Pilot“ verabschieden. „In dieser Zeit habe ich mir vorgenommen, in der Pflege etwas zu bewegen“, sagt der Stuttgarter, der Anfang März die Leitung des Kursana Domizils in Billstedt übernommen hat.

Nach der dreijährigen Ausbildung zum Krankenpfleger arbeitete Kris Siegers in der ambulanten Altenpflege und studierte berufsbegleitend „Pflege und Pflegemanagement“. Mit dem Bachelor-Abschluss in der Tasche übernahm er mit 26 Jahren erstmals die Leitung einer stationären Pflegeeinrichtung in seiner Heimatstadt, bis es ihn 2018 „stark Richtung Meer“ in den Norden zog. „Jede Einrichtung steht heute vor dem Problem, gutes Pflegepersonal zu bekommen“, sagt der bodenständige Mann, der eine große Ruhe ausstrahlt. „Deshalb müssen wir nicht nur unseren Mitarbeitern mit Wertschätzung begegnen und sie fördern, sondern den Azubis die bestmögliche Ausbildung bieten.“

Für das Domizil bedeutet dies, dass die Praxisanleiterin vor Ort von allen pflegerischen Aufgaben freigestellt wurde, um derzeit sechs Auszubildende intensiv unterstützen zu können. Immer mittwochs findet eine einstündige hausinterne Fortbildung statt, in der Fachleute die Mitarbeiter zu speziellen Themen wie „Diabetes“ oder  „Wundmanagement“ schulen. Kris Siegers setzt im Umgang mit den Mitarbeitern auf flache Hierarchien und Offenheit. „Ich will als Direktor ansprechbar sein und möglichst auf die Wünsche der Mitarbeiter eingehen“, sagt er. „Wer heute in der Pflege nachhaltig wirtschaften will, darf sein Personal nicht verheizen.“

In den ersten hundert Tagen im Amt hat Kris Siegers die Zusammenarbeit im Gesundheitsnetzwerk Billstedt-Horn aufgenommen und den Austausch am „Runden Tisch Billstedt“ gesucht, um das Domizil besser im Stadtteil zu vernetzen. Schülerinnen der  Stadtteilschule Öjendorf besuchen regelmäßig die Senioreneinrichtung, weitere Kooperationen sollen folgen. „Ich freue mich über jeden, der unser Haus kennenlernen möchte“, sagt der selbsterklärte Realist, der dann doch schmunzelnd von einer hochfliegenden Idee berichtet. „Ich würde gern einmal  verantwortliche Politiker einladen, mit mir gemeinsam eine Schicht zu übernehmen, damit sie den Berufsalltag von Pflegenden selbst erleben können.“