Peruze Sahin ist stolz auf ihre beiden Söhne Tuncay (l.) und Tarek, die genauso wie sie selbst in der Langzeitpflege von Senioren ihre berufliche Zukunft sehen. ©Kursana

 
21.12.2023

Pflegeberuf passt zu „starken Männern“

Pflegeassistentin Peruze Sahin (52) konnte ihre beiden Söhne Tarek (28) und Tuncay (21) für die Altenpflege begeistern. Im Kursana Domizil Billstedt ist die Familie mit türkischen Wurzeln auf Karrierekurs.

Wer die beiden breitschultrigen, bärtigen Brüder aus Mümmelmannsberg auf der Straße sieht, könnte meinen, er habe es mit Türstehern oder Mitarbeitern einer Security-Firma zu tun. Wenn Tarek (28) und Tuncay (21) Sahin dann erzählen, dass sie beide als Fachkräfte in der Altenpflege arbeiten, ist das Erstaunen jedes Mal riesengroß. „Der Schein trügt“, sagt Tarek Sahin lächelnd. „Klar können wir im Pflegeberuf mit unserer Kraft punkten. Doch viel wichtiger ist, dass wir den alten Menschen durch unsere Qualifizierung mit Sachverstand Sicherheit geben können.“ Mutter Peruze Sahin (52) ist stolz darauf, dass beide Söhne beruflich nach einer Orientierungsphase in ihre Fußstapfen getreten sind und sogar erfolgreich die anspruchsvolle generalistische Ausbildung zum Pflegefachmann absolvieren: Tuncay hat bereits den Abschluss gemacht und eine Festanstellung bekommen, Tarek wird die Ausbildung voraussichtlich im kommenden Jahr beenden. „Beide sind nicht auf die schiefe Bahn geraten, sondern übernehmen schon in jungen Jahren große Verantwortung. Ich freue mich, dass aus ihnen so herzensgute Menschen geworden sind, denen jetzt beruflich alle Wege offenstehen.“

Peruze Sahin hat sich ihren Herzenswunsch, in der Pflege zu arbeiten, 2009 erfüllt, als in Billstedt das Kursana Domizil eröffnete. Tarek half ihr, eine Bewerbung zu schreiben und zu Hause berichtete sie der Familie immer wieder begeistert von ihrem Alltag als Pflegehelferin. „Ich sorge gern für andere und brauche eine Arbeit, in der das Menschliche großgeschrieben wird“, bringt sie es auf den Punkt. Als Tarek nach dem Hauptschulabschluss im Einzelhandel jobbte und immer unzufriedener wurde, überredete Peruze Sahin ihren Sohn, sie einen Tag lang bei der Arbeit zu begleiten. „Die Bewohner sind so dankbar für jede Unterstützung. Es hat mich selbst von Anfang an glücklich gemacht, wenn ich ihnen Halt geben kann“, sagt Tarek Sahin, der gleich nach dem Schnuppertag einen Vertrag als Pflegehelfer unterschrieb. 2017 starteten Mutter und Sohn dann gemeinsam in die 16-monatige duale Ausbildung zum Gesundheits- und Pflegeassistenten. Mit dem GPA-Schein in der Tasche konnten beide in der Behandlungspflege eingesetzt werden, Medikamente verabreichen und die Bewohner beim Erhalt und der Rückgewinnung ihrer Fähigkeiten gezielt unterstützen. Tarek Sahin entschied sich schon damals, seine Karriere bald mit der dreijährigen Ausbildung zur Fachkraft fortzusetzen.

„Ich habe mir nie groß Gedanken über eine Berufswahl gemacht“, sagt sein jüngerer Bruder Tuncay, der die Schule mit einem erweiterten Hauptschulabschluss verließ und Praktika im Einzelhandel und als Lagerist machte. Mit 17 schnupperte auch er an der Seite seiner Mutter in den Pflegeberuf und entschied sich für ein halbjähriges Praktikum im Domizil, das er mit großem Engagement und viel Freude absolvierte. „Ich hätte vorher niemals gedacht, dass ich so viel Spaß haben kann, indem ich anderen Menschen helfe“, gibt er zu. Am Ende bot ihm Direktor Jörg Borgwardt den Ausbildungsplatz zur Fachkraft an.

„Ich habe während der Ausbildung immer davon profitiert, dass ich zu Hause von meiner Mutter und meinem Bruder fachlich so viel Unterstützung bekommen habe“, sagt Tuncay Sahin. „Es war toll, in den drei Jahren Einblick in die Arbeit bei einem ambulanten Dienst, im Krankenhaus, in der Psychiatrie und in der Pädiatrie zu bekommen.“ Besonders stolz ist er darauf, dass ihm auf der Wochenbettstation des Krankenhauses ein „vorsichtiger und liebevoller Umgang“ mit den Säuglingen bescheinigt wurde. „Ich bin immer gechillt und nie im Stress“, erzählt der sportliche junge Mann, der vier Mal die Woche zum Krafttraining ins Fitnessstudio geht. „Aber ich hatte großen Respekt davor, so ein zartes Baby zu wickeln.“

Jetzt freut sich Tuncay Sahin darauf, seine Prüfungsunterlagen an den großen Bruder weiterzureichen und ihn mit familiärem Zusammenhalt beim Abschluss zu unterstützen. Beide Brüder sind sich einig, dass der Karriereweg in der Pflege für sie gerade erst begonnen hat. „Ich möchte viele Weiterbildungen machen und mich so weit wie möglich hocharbeiten“, sagt Tuncay Sahin und lacht. „Am schönsten wäre es, wenn die Kollegen mit ihren Problemen bei der Arbeit zu mir kämen, weil sie wissen: Der Tuncay, der kann das!“

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