Da gab es für die Senioren viel zu entdecken, als Johanna Modrack vom Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum (stehend) den Koffer öffnete und das Spielzeug sowie Teddy verteilte.

 
01.09.2023

Altes Spielzeug beflügelt die Erinnerung

Kriftel. Auf dem Tisch liegt ein Koffer voller Erinnerung. Als er geöffnet wird und die bunten beweglichen Spielsachen zu sehen sind, beginnt eine Zeitreise, auf die sich jetzt die Senioren im Kursana Domizil eingelassen haben. Beim Gartenfest des Demenzwohnbereichs „Apfelgarten“ war Johanna Modrack vom Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum Hanau-Wilhelmsbad zu Gast und hatte viele Überraschungen im Gepäck.

Bei der „Kofferreise“ kam ein großes Repertoire an altem Spielzeug zum Vorschein und zum Anfassen und Ausprobieren auf den Tisch. Die Senioren kuschelten mit klassischen Steiff-Teddys, schaukelten Puppen im Arm, spielten mit Holzspielzeug und zogen Blechspielzeuge auf. Besonders beeindruckte war die ältere Generation von dem aufziehbaren Motorrädern sowie den Fröschen und Vögelchen, die munter über den langen Tisch fuhren, liefen und hüpften. Spaß machten auch das Kettenkarussell und der Brummkreisel, dessen summender Ton beim Rotieren bei den Älteren Erinnerungen an ihre Kindheit weckte.
Mit den Puppen und Spielsachen gelingt es, dass Anekdoten und Geschichten, die bei manchen Senioren 60 oder gar 80 Jahre zurückliegen, noch einmal ins Gedächtnis kommen und in der Runde der „Kofferreisenden“ erzählt werden. Dabei geht es oft sehr emotional zu, denn das Geräusch des Brummkreisels oder das Karussell sind Schlüsselerlebnisse aus der Kindheit. Wenn sich die Senioren mit den Puppen und dem Spielzeug beschäftigen, strahlen ihre Augen, sie werden lebendig und mit Blick auf die Kindheit tauchen alte Bilder mit vielen Kleinigkeiten auf, die bisher verborgen blieben. Der Inhalt des Koffers gibt der älteren Generation Impulse für eine unvergessene Zeitreise.
Johanna Modrack, seit fünf Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterin im Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum, war überrascht wie interessiert und aufmerksam ihr Publikum in der schönen Atmosphäre an der frischen Luft im Kursana-Garten war. „So viel Spielzeug kenne ich aus meiner Kindheit gar nicht. In der Kriegszeit waren wir froh, wenn wir eine Puppe hatten und die Buben ihre Soldaten-Figuren“, erinnerte sich Maria Anna Schmolka. Ihre Puppe habe Ilse geheißen und war ihr Ein und Alles. Die 87-Jährige zeigte sich fasziniert von der großen Auswahl an Spielzeug und erzählte lobend von ihrem Besuch im Puppen- und Spielzeugmuseum vor rund 20 Jahren, bei dem sie gar nicht alles anschauen konnte, so viel gebe es dort. 
Ein beliebtes Blechspielzeug war auch der „Kartoffelkäfer“, der eine ganze Weile in Schlangenlinien ziemlich flott über den Tisch fuhr. Er löste Erinnerungen an die Kindheit aus, als die damaligen Schüler auf den Feldern die Larven und Käfer einsammeln mussten. „Die geht ja ab wie Schmitz‘ Katze“, hieß es bei einer aufziehbaren Katze, die besonders rasant über den Tisch flitzte und sich beim Zusammenstoß mit den vielen anderen Gegenständen auf dem Tisch immer wieder mithilfe ihres Schwanzes drehte.
Zur guten Stimmung im Grünen trug auch die Klaviermusik von Betreuungskraft Christoph Kolb bei, der die Lieblingslieder der Senioren spielte. Das Publikum erwies sich als äußerst textsicher, sang mit und tanzte auf dem Parkett im Grünen.
Der Besuch des Puppen- und Spielzeugmuseums kam auf Anregung des Angehörigen einer Bewohnerin zustande. Er kam mit dem Wunsch zu Carina Nitzling, Leiterin der Sozialen Betreuung im Kursana Domizil, die Kontakt mit dem Museum aufnahm und den Gedanken schnell umsetzen konnte.
 

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